Freitag, 18. Juli 2008
- 14:09 Uhr
Werwölfige Nacht
Werwölfige Nacht
Gerannt, die ganze Nacht,
bis an die Grenze des Grauens,
des Morgengrauens auch.
Das Rote in den Augen gesehen,
die Klauen, das zottige
Fell,
den Geifer der gebleckten Zähne.
Den Atem gespürt im Genick,
kurz vor dem
ultimativen Biss.
Und gerannt und gerannt.
Wer ist Vater,
wer ist Mutter?
Unaufhaltsamsanft
näherkommend,
faselte es säuselnd
von aufgeben.
Knurrte sich schmeichelnd ein.
Das lichte des Morgens
schon so nah
hinter dem nächsten Hügel
zeigt sich schon erstes Licht.
Aufgeregtheit,
die sich kämpfend
in den Laken verheddert.
So unschuldig,
reinweißen Gewissens
gebe ich auf,
spüre den erlösenden Biss.
Und über das weiße Fell
rinnt ein einziger
Tropfen rote
Mondspucke.
Dienstag, 15. Juli 2008 - 13:47 Uhr
Das Lunatier
Langsam erwacht es wieder, zähneknirschend, fäusteballend.
Noch liegt es am Boden und grollt nur leise vor sich her, aber ich spüre die Macht die es gewinnt.
Es will alles fressen, die Worte, die gesagten und die ungesagten.
Will wütend kämpfen, gegen alles und jeden.
Sprich es an und es fletscht dir wütend die Zähne ins Gesicht und raunt mit maroder Stimme:
Was willst du ???
Sein heißer Atem brodelt dampfend in mir und ich beiße die Zähne fest zusammen, damit es in mir bleibt.
Immer auf der Hut nach einer Gelegenheit ausschauend, einem Schlupfloch, nimmt es den nichtigsten Anlass zum Grund wild um sich zu schlagen und zu treten, zu verletzen, zu zerstören was sich ihm in den Weg stellt.
Alles was bisher gut und zufrieden war wird für eine Weile schlecht und böse.
Es will alles herausschleudern wie grünen Rotz der auf allem haftet, unbesehen des Gegenübers.
Fühlt sich an wie Spiegelsplitter im Herzen, die sich immer tiefer bohren. Mir die Kehle heraufwandern bis sie an den zusammengebissenen Zähne aufgefangen werden und ich sie wieder hinunterschlucke.
Alles wird rau und blutig.
Ganz langsam kriecht es mit seinen scharfen Krallen durch mein Inneres:
Lass mich raus! zerrt es an den rostigen Ketten.
Schweigsam balle ich die Fäuste und ringe es ein ums andere Mal zu Boden.
Viel zu oft schon habe ich die verführerische Kraft gespürt, mit der es mich überredet hat.
Die Wunden die es schlug waren oft schon zu tief, als das sie wieder heilen konnten.
Entschuldigungen gerieten angesichts des Gesagten nur noch zu Schall und Rauch.
Es frisst alles was nett und zärtlich ist und schleudert es mit aller Macht von sich und ist erst zufrieden wenn alles zerstört am Boden liegt.
Nichts und niemand ist in der Lage es wieder in seine kalte, dunkle Höhle zurückzuschicken.
Wer es reizt begibt sich in Gefahr.
Schlag mich jetzt und du wirst sein garstiges Antlitz sehen, Drachenkämpfe wollen ausgefochten werden bis zum bitteren Ende.
Es wartet lauernd auf eine winzige Gelegenheit um zum Sprung anzusetzen, sich an eitrigen Wunden zu laben, die nicht mehr heilen wollen.
Gedanke für Gedanke und Bild für Bild verweise ich es auf seinen Platz im Dreck.
Ziehe mich schweigend zurück und halte aus, durch.
Und zähl währenddessen die Stunden bis der Mond wieder abnimmt.
Samstag, 12. Juli 2008 - 14:46 Uhr
Jedermannsfrau
Mitten im Raum steht sie da, die Augen verbunden, den Kopf gesenkt.
Versunken in ihre eigene Stille, das Rauschen in ihren Gehören unterdrückend.
Leicht wendet sich der Kopf in die ein oder andere Richtung.
Leichtes zittern in den Waden, Anstrengung fühlend in den weit gespreizten Beinen.
Unsicher nicht nur der Stand.
Wer genau hinsieht kann beobachten wie sich ihre Hände in den ledernen Fesseln leicht winden, spürt etwas von ihrem Ungemach des neuen Unbekannten.
Bis zu diesem Punkt im Raum hatte er sie begleitet, bis hierher war alles harmlos gewesen, nur der Auftakt zu einem Fest.
Dann hatte er sie blind gemacht und ihren zitternden Leib entkleidet, hatte ihren Körper in der Fesselung erstarren lassen und ihr gesagt sie solle warten.
Sie wollte Erklärungen, aber da war er schon fort.
Die Zeit maß sie am Gläserklirren, am Gelächter und an den Gesprächen zu leiser Musik.
Gelegentlich ein weibliches jauchzen, ein stöhnen und knurren.
Sie spürte Bewegung in ihrer Nähe, leichter Hauch von Stoffen.
Ein kurzes Gespräch zwischen zweien im gleichen Raum, gefolgt von metallischem Klimpern und dann die sirrenden Geräusche einer Peitsche, gefolgt von ihrem beißenden auftreffen auf nackter Haut.
Sie zählte nicht mit, wie oft das Geräusch sie zusammenfahren ließ.
Eine kurze Weile, dann wieder das metallische Geräusch und sie war wieder allein, mit sich und dem Rest ihrer Sinne.
Sie wollte sich nicht fragen was der Sinn dessen war, sie wollte nur endlich loslassen und das es begann.
Für Lüsternheit war noch kein Raum.
"Meine Herren..." und dann Stühle rücken.
Unterdrücktes Gekicher und sich nähernden Stimmen und Körper.
Und dann spürte sie nur noch die angespannte Ruhe und erste Berührungen.
Hier ein Finger der zärtlich um ihre Hüften strich, dort ein akkurat gefeilter Nagel der über ihren Rücken kratzte. Fingerkuppen die über ihre Arme strichen. Alles nur ein Hauch von Berührung, anfangs noch leicht zu orten wo welche Hand war, auch wenn sie nicht wusste wessen Finger es sie berührten.
Dann wurden sie mutiger, näherten sich, immer mehr Hände auf ihrem Körper, die immer gieriger, fordernder wurden.
Sie kratzten, zogen, kniffen und waren nur noch eine heiße Masse an Stimulation.
Plötzlich ein Bach heißes Wachs, der sich über ihre rechte Schulter bis in die Falte zwischen den Brüsten ergoss.
Ein Griff in die Haare legte ihren Oberkörper frei und aus dem Bach wurde ein Fluss der über ihren ganzen Leib floss. Bis zu den Lenden sich leicht abkühlend, genoss sie das prickelnde Gefühl sich zusammenziehender Haut.
Die Hand an ihrer Wange glitt langsam mit einem Finger über ihre Lippen und stieß ihn dann in ihren Mund, öffnete sie, unwillig. Sie mochte keine fremden Finger in sich.
Nägel gruben halbmondförmige Zeichen in ihr Fleisch, Zähne makelten ihren Körper und bissen sich langsam die Innenseite ihrer Schenkel hinauf.
Finger drangen in sie hinein und eine Ohrfeige ließ ihr Gesicht herumfahren.
Einer hielt ihren Kopf und ließ seine Zunge tief in ihren Rachen gleiten, die Finger mit leichtem Druck an ihren Nasenflügeln.
Überall auf und in sich spürte sie Hände, die ihren Körper immer weiter trieben.
Sie schoben und zerrten, rieben und kneteten sie.
Erregung ließ sich nicht mehr verbergen, alle Sinne mit Reizen überschwemmt sank sie später mit zitternden Knien stöhnend in sich zusammen.
Nach und nach lösten sich die Hände von ihr, Stimmen und Körper entfernten sich.
Ein Getränk an ihren Lippen.
Die Fesseln gelöst und den Körper wieder in Kleidern verhüllt.
Ihre Hände wollten die Augenbinde lösen, aber eine Bewegung deutete an das sie in dieser Nacht nicht sehen sollte.
Man führte sie in den Raum nebenan, setzte sie an den Tisch zu den anderen und der Abend ging weiter als wäre nichts anders gewesen, weder für sie, noch für einen der anderen.
Sie lachte und erzählte als würde sie sehen, einige Stimmen kannte sie.
Heimlich feierte sie ihren Triumph, suchte mit tastenden Fingern ihr Glas und stieß mit ihrem Ego an.
Heute, auf diesem Fest, ihrem Fest, war sie Jedermanns Frau gewesen.
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