Sonntag, 3. Oktober 2010

Flaschenpost - Voll-macht - Hinter dem Spiegel

Flaschenpost

Heimliche Worte im stillen
Gedanken
verträumte
auf die Reise geschickt
an einem steinigen Strand
weit hinaus ins Meer
geworfen
hoffnungsvoll
losgelassen
lass ich sie treiben
in einen Sommer der noch kommt
und noch viel weiter
in andere Sommer
um irgendwann
dort wieder zu stehen
und mit zittriger Stimme zu sagen
ja, du warst es
und es ist noch immer so.

august 2008


Voll-macht

Es brodelt
es juckt
es brennt

es will
mehr
leben
lieben
leiden

pausenlos
schlaflos
zeitlos
hemmungslos
grenzenlos

neidlos
anspruchslos

loslassen
fallenlassen
sehnsüchtig
lichterloh

Gedanken
zwischen den Zeilen
lesbar
lebbar?

Das Leben
schleudert mich
wahnsinnig
durch sich
durch dich
haltlos

ruhelos
halt mich
fester

manchmal
Tränen
machtlos
wegen Überfüllung geschlossen

august 2008


Hinter dem Spiegel

Wer wäre ich, könnte ich durch mein Spiegelbild dahinter sehen?
Was bleibt und bliebe da noch von dem ich?
Welch verzerrter Fratze könnte ich dort begegnen?
In meinem Anblick versunken, was sehe ich?
Wenn da nichts bleibt, nach der allerletzten Häutung, nach der schlussendlichen Wandlung?

Knie nieder und ertrage:
mich.

Was denkst du wohl, warum ich nicht nach Tabus und Grenzen frage?
Weil ich es nicht wissen will, weil es nicht gilt, dahinter.
Nur meine Wille zählt dort und ich bin grenzenlos darin.
Du jammerst und flehst um Gnade.
Winsel du nur, das reizt mich nur noch weiter.
Ich will dich brechend unten sehen.
Ich werde dich binden, bewegungslos.
Dich schlagen, gnadenlos, blutig, wenn es mir gefällt.
Meine Zeichen wirst du ewig tragen.
Deine Seele werde ich fressen, bis ich gesättigt bin.
Deine Ängste, mein Lebenselixier.
Geknebelt verhallen deine sich übersteigernden Schreie.
Der Wahnsinn in deinen Augen lässt mich lachend immer höher fliegen.
Ein Nichts bist du unter meiner Macht.
Ich würde keine Ruhe finden bis nur noch eine seelenlose Hülle bleibt.
Tabula rasa.
Alles Leid, aller Zeiten, alle Wut, alle Tränen ließe ich dich weinen.

Würde ich hinter den Spiegel treten,es bliebe nichts von mir.
Meinetwegen, deinetwegen ... Ja, auch mir macht das Angst.
Fest verschließe ich diese Tür, versenke den Schlüssel
direkt in der dunklen Mitte eines tiefen Sees.
august 2008

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