Montag, 30. November 2009 - 00:20 Uhr
Hinwendung
Hinwendung
Manchmal möchte ich raus
in die große Stadt
wo an jeder Ecke das dralle Leben tobt
Manchmal möchte ich raus
auf das weite Meer
wo in den Wellen tosend die Einsamkeit schweigt
Manchmal möchte ich rein
in den tiefen Berg
wo in den Höhlen nichts als ängstliche Stille ist
Aber am Liebsten
bin ich mit dir
Mittwoch, 18. November 2009 - 23:02 Uhr
Alles alte Hüte
Wieso hatte er sich eigentlich nach all den Überlegungen doch wieder entschlossen den Abend auf dieser Party zu verbringen.
Er machte sich weder Hoffnungen, noch versprach er sich etwas davon.
Er
war allerdings weder verbittert, noch hoffnungslos, sondern nur
gelangweilt und genervt. Es war doch sowieso immer das gleiche.
Ein
paar mehr oder weniger nackte Menschen halten sich für irgendeine
sexuell andersdenkende Elite und sind im Grunde nichts anderes als
verschrobene Spießer, zumindest sieht er sie so, mit all dem ganzen
Regelwerk und ungeschriebenen Gesetzen. In jeder Vorstadtdisco konnte
man sich freier bewegen als hier.
Jetzt näherte sich ihm gerade wieder so ein affektiertes Küken und tritt direkt neben ihn an den Tresen.
Sie
zwitschert dem Barkeeper im hautengen Latexhemd etwas von Prosecco zu,
der tut natürlich wie immer so, als würde er nichts verstehen, dabei
müsste er es bereits von den grell geschminkten Lippen ablesen können.
Sicherheitshalber greift er nach seinem Glas, damit sie es nicht umstößt.
Wie
erwartet lehnt sie sich weit über den Tresen, formt die Hände zum
Trichter und brüllt dem gelierten Schönling „Proooo-secc-oooo“ zu. Das
dabei ihre nackte, linke Brust auf seiner Hand liegt scheint sie kaum zu
stören.
Wenige Sekunden später hält sie verzückt ihre Dämchenbrause
in Händen und schlürft mit abgespreizten Fingern, als wäre es edelster
Champus, dabei hat sie auf die 5 €uro noch 2 wieder raus gekriegt.
Aber
wahrscheinlich gönnt sie sich sonst nichts, weil sie sich sonst nichts
gönnen kann und jetzt wird sie sich 3 Stunden an dem Glas festhalten, in
der Hoffnung ein Kerl würde auf ihre nackten Titten anspringen und ihr
noch ein Glas irgendwas spendieren.
Für den Moment kokettiert sie mit spitzen Lippen über den Glasrand hinweg mit ihm.
Er sieht an ihr vorbei in den Saal hinein, als wenn es da etwas zu sehen geben würde, was er nicht bereits kennt.
All
diejenigen, die hier so angeblich freizügig ihr nacktes Fleisch
herzeigen und doch nichts zeigen, was er nicht bereits kennen würde.
Kaum
ein Arsch, eine Titte, ein Sack, den er nicht schon bereits zigfach auf
irgendwelchen Fotos gesehen hätte, kein Tattoo, kein Piercing birgt
hier irgendwelche Überraschungen.
Wenn er Albträume hätte, dann sicher solche, dass er sie alle eher an ihren Ärschen als an ihren Gesichtern erkennen würde.
Er denkt urplötzlich an Laila.
Er hat bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr an Laila gedacht.
Laila,
das war 1974, da war er als Rucksacktourist in Norwegen unterwegs.
Alle anderen waren in dem ohnehin schon heißen Sommer in den Süden
gefahren und hatten ihn ausgelacht wegen seinem Norwegen.
Aber sein Großvater hatte ihm früher immer erzählt, wie heiß die Sommer in der Provinz Trøndelag sein könnten.
Er
hatte sich ein Interrail-Ticket gekauft und war über Dänemark und
Schweden bis rauf nach Norwegen gefahren. Und da hatte er Laila
getroffen, am Ufer eines Sees, nackt badend in der beginnenden
Dunkelheit weil sie es an Land wegen all der Mücken nicht mehr aushielt.
Ihr Zelt hatte sie beim Trampen in irgendeinem englischen LKW liegen lassen.
Irgendwo rechts von ihr waberte ein rötlicher Streifen der untergehenden Sonne auf dem Wasser.
Als sie ihm kommen sah stellte sie sich im Wasser auf, ihre Brustwarzen waren halb vom Wasser bedeckt.
Ohne
eine Spur von Argwohn hatte sie ihn winkend begrüßt und als er mit
wenigen geübten Handgriffen nach ein paar Minuten sein kleines Zelt
aufgebaut hatte winkte ihn zu sich ins Wasser.
Er zog sich aus und
stieg nackt zu ihr in das kalte Seewasser. In wenigen Zügen war er zu
ihr geschwommen und als er dicht vor ihr war drehte sie sich seitlich
ins Wasser und schwamm vor ihm her.
Er kraulte ein paar schnelle Züge
und berührte als er mit ihr auf einer Höhe war wie unbeabsichtigt eine
ihrer Brüste beim Schwimmen.
In der Mitte des Sees drehten sie um und schwammen zurück ans Ufer.
Dann
standen sie nackt voreinander und trockneten sich die Haare. Sie
stellten sich als Laila und Thomas vor und er betrachtete den fremden
Frauenkörper von der Seite.
Die beginnende Erektion konnte er noch rechtzeitig in der Jeans verbergen.
Sie
erzählte von ihrem Unglück mit dem Zelt und dass sie morgen weiter nach
Trondheim wollte um sich ein neues Zelt zu besorgen. Für diese Nacht
bot er ihr an bei ihm im Zelt zu schlafen.
Eine kurze Weile saßen sie
nebeneinander am Ufer und sahen auf das Wasser, aber die Mückenschwärme
trieben sie bald ins Innere des Zeltes.
Im Dunkeln lagen sie nebeneinander und lauschten gegenseitig auf ihren Atem.
Irgendwann
rollte er sich ohne den Anflug eines Vorspiels auf sie, hielt ihre
Hände über dem Kopf fest und drückte ihre Beine mit den Knien
auseinander.
Sie wehrte sich eher halbherzig gegen seinen Übergriff und lag still unter ihm als er sich stöhnend aufgebäumt hatte.
Ihre
Hände wanderten an seiner Rückenmuskulatur auf und ab und als er sich
von ihr herunterrollte stand sie auf und setzte sich in der Dunkelheit
nackt ans Seeufer, die Beine vor dem Oberkörper gekreuzt und die Arme
darum geschlungen.
Er hatte in seinem Rucksack nach den Resten
des inzwischen schon fast vergessenen bröseligen Tabaks gekramt und
hatte sich rauchend zu ihr gesetzt.
Nachdem er den Kippen zischend in
den See geschnippt hatte, hatte sie sich ihm zugewandt, ihn rückwärts
an den Haaren auf den Boden gezogen und sich auf ihn gesetzt.
Es
hatte eine Weile gedauert, bis sie ihn soweit bearbeitet hatte, dass
seine Erektion wieder hart genug war und dann hatte sie ihn in ihrem
Rhythmus geritten.
Langsam aber beständig hatte sie ihren Körper auf und nieder bewegt.
Auf dem Rücken liegend hatte er sich in einem Sternbild verloren.
Drei Sterne in einer geraden Reihe, die er immer in ihrem Rhythmus abgezählt hatte.
Bis heute hatte er es noch nicht geschafft herauszufinden, wie dieses Sternbild hieß.
Bis heute hatte er auch nicht mehr an Laila gedacht.
Als er am nächsten Morgen aufgewacht war, war sie bereits verschwunden.
Dienstag, 29. September 2009 - 16:06 Uhr
Herbsthoffnungen
Letzte Schmetterlinge konkurrieren träge
mit ersten Blättern des nahenden Herbstes.
Taumelnde Wespen, trunken von faulendem Obst,
landen auf bittersüßem Zwetschgenkuchen.
Ein Hauch von Sonne dringt durch den Wind,
der regennasse Stürme ankündigen wollen wird.
Wir schließen die Fensterläden unserer Herzen,
ziehen uns hinter die Lauwärme des Selbst zurück
und wärmen uns zum Trost
vorübergehend allein am heißen Tee,
wenn wir kein Miteinander haben.
Ein Abschied von Altem,
loslassen von Vergangenem wie Baum und Laub,
Hoffnung auf Besserung
von Umständen und Zeiten.
Mit jedem kürzeren Tag und jeder längeren Nacht
naht der Umbruch in ein helleres Neues.
Besser soll und wird es sein, trotzen wir unbeirrbar,
all unseren Erfahrungen der Vergangenheit
und tragen unser Hoffen durch die dunklere Zeit.
Hinter Gedanken und Lidern stoßen wir auf Erinnerungen
von zerrenden Stürmen auf grünen schaflosen Deichen,
duftend weißen knospenden namenlosen Blüten,
die Musik von lauen lauten irischen Sommernächten
getragen von süßlichem Met und schwarzem Bier,
knatternden Segeln die träge über glatte Wasser gleiten,
und immer wieder ein schweigsam knisterndes Feuer.
Vieles hat sich geändert und gleichzeitig nichts,
manches würde ich gerne
in magischen Zaubernächten
auf immer ins Unendliche verdammen
und anderes dafür
in Ewigkeiten halten.
Wir werden sein im werden
was wir wollen
was wir sind
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