Dienstag, 13. September 2011

Vielleicht nur


Manche Tage sind so.
Da steht man am Morgen auf und denkt man hätte etwas zu feiern, weil es einmal ein Tag war an dem es vielleicht einen Grund hätte geben können seine Wiederkehr Jahr für Jahr zu feiern. Im Rückblick hätte er so etwas wie ein Geburtstag sein können, eine Neu- oder Wiedergeburt. So ein damals-Tag an den man sich gerne erinnert, weil er die Ursache war oder der Anfang.
Aber das was da geboren wurde war gar kein Anlass zur Freude und schon gar nicht für einen wiederkehrenden Feiertag.

Nein, es war eine Fehlgeburt, weil unausgewachsen, nicht vollständig und schon gar nicht lebens- oder überlebensfähig. Das hat nur eine zeitlang gegen den Tod gekämpft, sich wimmernd gewehrt, wollte der Tatsache der Endgültigkeit nicht ins Auge sehen. Das am Leben erhalten war mühselig und so manches mal hat man ihm den Tod gewünscht, damit das Leiden ein Ende hat.
Eine Missgeburt eben, die nur notdürftig nach Leben schrie, sich nach Wärme und alldem gesehnt hat, die man ihm aber angesichts der Gestalt nicht geben konnte. Kein Leben war dem einzuhauchen, weil es nur die Illusion von Leben war.

Eine mühsame Steißgeburt, das beschwanzte Ende voran, mit Klauen und Hörnern bewehrt versucht es ins Leben zu pressen.
Nicht lebenswert, wobei der Wert nie wirklich festgelegt worden ist. Wer hätte die Grenze ziehen wollen? Woher hätte man wissen können in wie weit es sich gelohnt hätte es weiter am Leben zu halten.
Man weiß ja nie was die Zukunft noch bringt und jeder schmiedet sein Glück solange es heiß ist, bis er es endlich zischend in eiskaltes Wasser taucht und sich die endgültige Form offenbart.
Und anstatt eines wohlgeformten Hufeisens kommt dann ein verdrehtes Etwas zutage, nur passend für die verwachsene Klaue der Missgeburt, die darauf noch eine Weile humpelnd ihre Kreise zieht.
Mit jedem Schritt brennt sich das Tock-Tock ihrer Hufe ein und hallt dort in den Tiefen zwischen den Wänden noch lange nach.

Manchmal hört man noch wie es sich seufzend erhebt, ein wenig mit den Hufen scharrt und mit dem Schädel gegen die Wand schlägt, wie zur Erinnerung, dass es noch immer da ist.
Nachts, wenn es ganz allein ist, dann heult es manchmal noch mit dem Wind und heuchelt sich selbst etwas vor, von verlorener Zweisamkeit.