Sonntag, 3. Oktober 2010

hörst du-mich? - irrtum-monolog - Treibjagd

Samstag, 11. Oktober 2008 - 12:45 Uhr
hörst du - mich?


irgendwo in der oberen Mitte
da sitzt es
und fühlt sich durch mich durch
ganz warm
es kriecht nach oben
immer weiter
sitzt mir in der Kehle
und nagt von innen an den Lippen
es will raus
gesagt, gehört werden
unerwartet
nein, du musst nicht,
nicht wenn es nicht ebenso fühlt
in dir
aber ich, ich muss
bald
bevor es in mir birst
es reisst an meinem Innern
sehnsuchtsvoll
es ballt sich zum Schrei
unaufhaltsam in mir
hörst du?
weißt du?
dann ist es gut


Freitag, 10. Oktober 2008 - 17:13 Uhr
irrtum - monolog


Ach, du hast wirklich geglaubt, das wäre alles nur ein Spiel?
Erinnerst du dich noch an unser erstes Telefongespräch?
Da sagte ich dir, ich würde nicht spielen!
Tja, du hättest aufmerksamer sein sollen, mir besser zuhören anstatt nur dumm zu kichern.
Aber dir war es ja wichtiger mir zu erklären wie du deine kleine, begrenzte Welt siehst.
Mir all deine Kleinmädchenträume zu schildern und deine Wattebauschfantasien.
Hättest du hingehört, dann wäre dir nicht entgangen das ich gesagt habe, dass mich das alles nicht interessiert.
All deine Tabus, die du mir aufgezählt hast, wer soll sich das denn alles merken?
Ich bitte dich! Wenn du 3 oder 4 wirklich relevante genannt hättest, die hätte ich vielleicht akzeptieren können. Da hättest du auch nichts zu erklären müssen.
Aber was interessiert es mich, warum du dies und jenes nicht willst?
Hattest du nicht gesagt du würdest alles machen was ich will?
Das habe ich doch richtig verstanden, oder?
Nun, das habe ich sowieso vorausgesetzt, weil ich dir keine andere Wahl lasse.
Ja, richtig, du wolltest mir absolut vertrauen.
Das ist ja auch gut so und war auch beabsichtigt, sonst hätte ich dich ja nicht in diese missliche Lage bringen können, in der du dich jetzt befindest.
Tja, mein Mädchen, ich bin Sadist.
Und zwar nicht so ein weichgespülter, mit ein wenig SM -Romantik.
Deine Schreie und das Geschluchze hat mir wirklich Freude gemacht.
Und du hast anfangs wirklich noch geglaubt es ginge hier um dich, um deine Befriedigung, deine Lust?
Weißt du, ich liebe es, wenn sie nach dem ersten Schlag schon gleich anfangen zu wimmern dass ich aufhören soll, da hab ich dann erst richtig Vergnügen.
Und das steigert sich mit jedem weiteren Schlag.
Ja, wenn ich sie erst einmal soweit habe, das ich sie hier an meinem Haken hängen habe, dann gibt es kein zurück mehr.
Und bis jetzt waren sie alle wie du und haben geglaubt ich würde spielen.
Das schönste war für mich immer wenn sie ohnmächtig wurden und ich sie mit Strom wieder zu zuckendem Leben erweckt habe.
Weißt du, wie befreiend es ist, wenn man sich irgendwann mal wirklich zugesteht so zu sein, wie man ist?
Man muss sich einfach keine Gedanken mehr machen um Sicherheit und Gefühle.
Man muss einfach nur jemanden finden, der einsam und neugierig genug ist.
Ich werde jetzt noch eine Weile hier sitzen und mich rauchend an deinem Anblick erfreuen und dann bringe ich dich zu den anderen.


Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 07:42 Uhr
Treibjagd

Die Rahmenbedingungen waren nüchtern in wenigen Sätzen festgehalten und sie hatte sich einverstanden erklärt.

Bedingungen:
Es gibt Jäger und Beute, jeder hat nur eine Wahl und fügt sich.
Keine Rechte innerhalb des zeitlichen Rahmens, danach keine Klagen.
Alles ist erlaubt, unabhängig von den handelnden Personen.
Abbruch und Notruf nur in Notsituationen.
Wege sind für die Beute tabu.

Die Frage hatte sich nicht gestellt für sie, sie zählte zur Beute.
Die nötigsten Dinge im Rucksack verstaut, war sie aufgebrochen.
Am Haltepunkt sollte sie mit verbunden Augen warten, man würde sie abholen.
Sie bog um die letzte Kurve und sah die Hütte verlassene im Regen.
Anhalten, den Motor ausstellen und ein Griff zum Rucksack,
dann saß sie wartend da, lauschte dem Regen.
Gedanken wollten sich einstellen, da knirschte es unter ankommenden Autoreifen.
Autotüren klappten, man packte sie, schob sie grob auf die Ladefläche eines anderen Wagens.

Während der Fahrt spürte sie das Blech unter sich vibrieren.
Zeit spielte schon jetzt keine Rolle mehr, Orientierungslosigkeit war das Ziel.
Irgendwann anhalten, wieder zupackende Hände die sie auf den Boden warfen, der Rucksack traf sie an der Schulter.
Soweit so gut, blieb sie eine kurze Weile liegen.
Als kein Motorengeräusch mehr zu hören war nahm sie die Augenbinde ab, klaubte sich das feuchte Laub aus den Haaren und lauschte dem Regen.
Sie sollte aufstehen, sich bewegen, weg vom Weg,
sonst würde alles enden bevor es richtig begann.
Die Beine zitterten aufgeregt, laufen würde helfen, beruhigen.
Wem würde sie begegnen, was würde geschehen?
Mit den Schritten gingen die Gedanken auf die Reise.
Tiefer in den Wald, näher zu sich selbst vielleicht?
Eins werden, zur Beute werden, animalisch.
Nicht mehr lange und es würde wohl dunkel werden.
Aber noch war Zeit.
Zeit sich auf den Baumstamm dort zu setzen.
Heißen Tee trinken, rauchen.
Morgen um diese Zeit wüsste sie mehr, 24 Stunden.
Das hieß auch die Nacht im Wald verbringen.
Aushalten, egal was.
Weglaufen, oder sich ergeben?
Was hatte sie nur dazu getrieben?

Sie hatte ein wenig auf so etwas wie einen goldenen Herbst gehofft, aber nun prasselte der Regen seit Stunden.
Das würde kein Spaziergang werden, weder so noch so.
Den letzten Schluck Tee und dann weiter.
Die schweren Stiefel waren eine gute Entscheidung gewesen.
Langsam wurden die Bäume zu Schemen, volle Konzentration auf den Untergrund.
Plötzlich ein Schrei von irgendwoher der abrupt wieder abbrach.
Beute gemacht.
Was wenn es so weit war?
Gerne hätte sie jetzt Kampfgeräusche gehört und vielleicht ein Lachen.
Die Stille ließ sie den Kopf in den nassen Kragen einziehen.
Klein machen, unsichtbar in der Nacht.
Weitergehen, auf den Boden achten, nicht auf die Baumgestalten.
Hinter jedem Baum könnte einer stehen.
Ausweichen nicht möglich.
Aber auch keine Garantie auf das Unausweichliche.
Etwas flog lautlos an ihr vorbei und sie verhedderte sich strauchelnd im Brombeergestrüpp.
Dornen verhakten sich in der Haut und rissen kleine blutende Wunden.
Minuten später griff etwas nach ihrem Bein und warf sie zu Boden.
Sie warf sich kampfbereit herum und bemerkte dabei das es nur eine Wurzel war.
Nur einen Moment liegen bleiben, den Regen im Gesicht.

Verfluchter Regen, alles nass, schwer und kalt.
Schutz suchen, dort drüben unter der großen Baumwurzel vielleicht.
Ja, das würde gehen, wenn sie ganz nach hinten kroch.
Nur warten bis der Regen aufhören würde.
Und einen Moment die Augen schließen.

Etwas packte sie an den Füßen, zerrte sie aus ihrem Versteck.
Unweigerlich wehrte sie sich, das Adrenalin sagte ihr: kämpf!
Ihr Körper drehte sich als sie mit den Beinen strampelte,
so auf dem Bauch hatte sie keine Chance.
Das kalte Laub kroch unter hochgeschobene Stoffschichten.
Ein dritter packte ihre Arme und hinderte sie am Schreien.
Alles ging schnell, als wenn sie Übung darin hätten.
Worte waren unnötig, jeder wußte wo er ziehen, zerren und halten mußte.
Und das gewollt ungewollte geschah ganz routiniert.
Dann ließen sie sie liegen und blieben noch auf eine Zigarettenlänge, bis sie sich wieder aufrappelte und ihre Kleidung wieder ordnen konnte.
Gesichtsschemen zeigten sich im Zigarettenglutrot und eine nach der anderen verlosch im feuchten Laub.
Sie war wieder allein.
Jetzt sich wiederfinden in den verstörten Emotionen.
Laufen würde helfen.
Einfach weiterlaufen, bis die Tränen besiegt waren.

Hinundhergerissen zwischen grausam schön und schön grausam.
Ungewollt ungewollt wäre nur grausam gewesen.
Jetzt hatte sie eine Ahnung von dem Gefühl.

Zu spät hörte sie die Schritte hinter sich und als sie anfing zu rennen war es nur eine kurze Flucht.
Er warf sich mit einem Sprung, der sie zu Boden warf, auf sie.
Kraftlos, wehrlos, ein Arm um ihre Kehle, das Gesicht auf dem Boden
und sein Gewicht auf ihrem Körper.
Kein Kampf, keine Signale möglich.
Waren wirklich nur eingeweihte unterwegs in dieser Nacht?
Die Sinne tauchten langsam in rote Schwaden von Angst und Aufgabe.
Plötzlich ließ er von ihr ab und ging davon.
Alles war erlaubt.

Jetzt war es genug für eine Nacht.
Kriechend zum nächsten Baum und auf das erste Licht warten.
Den nicht mehr ganz heissen Tee trinken und ein wenig nachdenken über das warum.
Irgendwann waren die ersten Vogelstimmen zu hören, der Regen hatte nachgelassen.
Noch ein paar Stunden Zeit in Deckung zu gehen und den Weg wiederzufinden.

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