Sie sitzt vornübergebeugt,
stützt das Gesicht in die Hände und sieht zu, wie die schwarze
Tinte Tropfen für Tropfen vor ihren Augen verschwimmt.
Wenn die Sprenkel
auftreffen machen sie ein kleines Geräusch, wässern sich ein ins
Blatt und zerfasern nach einer Weile an den Rändern zu einem
Blauton.
Zuerst überlässt sie das
Zerfließen dem Zufall, dann wäscht sie Wort für Wort aus dem
Geschriebenen um es erträglicher zu machen.
Heraufbeschworene
Erinnerungen zerfließen mit niedergekämpften Gefühlen, alles wird
eins.
Sie hatte geschrieben was
sie nie schreiben wollte und löscht es jetzt Träne für Träne
wieder aus, bevor es gelesen werden kann.
Vielleicht ist damit das
unfassbare zu verhindern.
Am Morgen wird sie
versuchen das gewellte Blatt glatt zu streichen und die Worte wieder
zu entziffern. Sie könnte versuchen sie nachzuschreiben um sie
wieder sichtbar zu machen über all den Tränen, die nichts ändern
und nichts fort- oder reinwaschen.
Sie wird damit leben
müssen, wie mit einem Schuldeingeständnis und wird nie wissen, ob
es nicht vielleicht doch ganz anders gekommen wäre.
Selbst wenn sie dieses
Blatt zerknüllt bleiben die gedachten Gedanken unvernichtbar.
Und auch wenn sie sich
wieder und wieder hinsetzt und schreibt und weint und schreibt und
weint. Es bleiben die Worte, die Gedanken, der Sinn, immer gleich.
Eines Tages wird sie es
trotz der Tränen aufschreiben müssen und weiterreichen,
damit ihre Tränen auf dem
Papier nicht die einzigen bleiben.
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