Samstag, 2. Oktober 2010

Sommergewitter - Bittermandel - jungfräulich

Freitag, 4. Juli 2008 - 12:36 Uhr
Sommergewitter




Die Hitze der letzten Tage war irgendwann von unerträglicher Schwüle abgelöst worden.
Schwitzend und schlecht gelaunt verbrachte man den Tag, nach einer Nacht in der man sich mehr schlecht als recht ein wenig Schlaf zusammengeklaubt hatte.
Kleidung und Haare klebten am Körper, jedes Wort war schweißtreibende Anstrengung.
Es war wie eine Strafe ohne Erlösung, der Körper wie gelähmt und den Geist geknebelt.
Jede noch so kleine Windböe ließ die Hoffnung aufkeimen das endlich der Regen kommen würde, nur um dann wenn sie sich wieder legte die Enttäuschung mit jedem Mal größer werden zu lassen.
Anfangs noch keifend und streitsüchtig verfiel man stündlich zusehend tiefer in Lethargie.
Worte und Gedanken verharrten klebend im Kopf und vertrockneten durstend im Hals.
Ständig begleitet von Wunschbildern im Gedankenhintergrund:
klare Wasserfälle, einsame, kühle Bergseen und große Gläser erfrischender Getränke, an denen sich außen die Flüssigkeit niederschlug und langsam abperlte.
Und in den letzten Stunden hatte sich alles noch einmal verstärkt.
Die Luft war noch feuchter und heißer geworden, die Fliegen aggressiver.
Hofhunde schleppten träge ihre rostigen Ketten in verfallene Hütten, die Schwalben flogen fast in Bodennähe und endlich begann auch das Vieh auf den Weiden zu blöken.
Der Himmel wurde lückenlos dunkelgrau und die Alten spürten endlich längst vergessene Narben.
Gewitterfliegen peinigten die ohnehin schon total Entnervten und fanden einen schnellen Tod.
Wind kam auf und in unendlichen Höhen waren die ersten grollenden Donnerschläge zu hören. Insekten stürmten fliegenvergitterte Fenster um Schutz zu finden vor dem was dort todbringend nahte.
Windspiele kamen aus dem Takt und klirrten mit verhedderten Klangstäben ohne Sinn und Verstand.
Wolkenschichten schoben sich immer dichter drohend übereinander und ein schwefliger Geruch legte sich über alles.
Aus dem Wind wurde Sturm, Fenster und Türen schlugen.
Gartenmöbel und Kinderspielzeug wurden ein Opfer der Lethargie und wirbelten durch die Gärten um sich hoffentlich in den eigenen Zäunen und Hecken zu verfangen.
Dann fielen die ersten schwer zerplatzenden Regentropfen und verdampften kaum das sie den Asphalt verfärbt hatten.
Die letzten Fußgänger hasteten noch nach Schutz suchend durch die Straßen und die Scheinwerfer der Autos erhellten das Dunkelgrau des Himmels.
Das Grollen senkte sich drohend immer tiefer und der Regen setzte Tropfen neben Tropfen, in immer schneller werdendem Rhythmus.
Kurz darauf wurden aus Tropfen Pfützen aus denen Wasser aufspritze.
Der Donner ließ den Himmel drückend niedersinken und näherte sich aus allen vier Himmelsrichtungen.
Was Erlösung sein sollte bekam mit einmal ein beklemmendes Gefühl von Erdrückung.
Gardinen schoben sich beiseite und Blicke wurden himmelwärts gerichtet um zu erkennen was dort nahte, wie groß die Bedrohung war.
Einzelne schworen den Tag des jüngsten Gerichts herauf um später enttäuscht festzustellen das es doch nur wieder das angekündigte Unwetter war.
Der ganze Verzicht auf sündiges Leben wieder umsonst.

Gebrannte Kinder saßen in abgeschabten Sesseln, den alten Lederkoffer mit den wichtigen Papieren zitternd an die Brust gepresst.
Im Kopf nur den Gedanken ob auch alle wichtigen Stecker gezogen waren.
Der Donner wurde mächtiger und ließ Fensterscheiben summend vibrieren, hinter denen Kinder auf Stühlen standen und auf die ersten Blitze wetteten.
„Wer den ersten Blitz sieht...“ und jeder starrte in eine andere Richtung um dann jubelnd den zuckenden Lichtschein zu begrüßen.
Mütter riefen aus dem Hintergrund ohne erhört zu werden um dann einzugreifen als Blitz und Donner immer näher rückten.


Der Bus hielt an als die ersten Regentropfen die Erde berührten. Wenn ich rennen würde, dann würde ich vielleicht nicht nass werden.
Aber ich ersehnte den Regen und seine Erfrischung.
Wie schnell er kommen würde hatte ich mächtig unterschätzt und rannte die letzten Meter dann doch, obwohl es längst zu spät war.
Das Donnergrollen ließ mein Herz ohnehin etwas schneller schlagen, aber ohne Blitze war es nur die halbe Panik, zumindest hier draußen. Ich spürte es bis in die Adern und mein Herz vibrierte im Takt. Die ersten Blitze ließen mich innerlich niederkauern, aber da war der Weg nicht mehr weit und die rettende Haustür in Sicht.
Die klitschnassen Kleider sogen sich am Körper fest und als ich endlich die Tür hinter mir schloss bildete das Wasser aus Haaren und Stoffen schnell eine Lache zu meinen Füßen. Schlüssel und Tasche noch in den Händen ging ich ins Bad um dort alles abzulegen und mich notdürftig mit einem Handtuch über Haut und Haare zu fahren.
Feuchte Fußabdrücke hinterlassend stellte ich mich nackt vor den Kühlschrank und nahm mir ein großes Glas Wasser.
Ich rückte mir einen Stuhl so zurecht das ich dem Wettertreiben zusehen konnte.
Irgendwie hatte sich die gruselige Gewitterfaszination meiner Kindertage in mir gehalten. Sobald ich in Sicherheit war verlor sich der Schrecken und ich genoss das Schauspiel der Natur.
Und mit zunehmender Intensität fühlte sich auch mein Körper elektrifiziert an und eine unerklärliche Lust machte sich in mir breit.
Ich stellte das kühle Glas auf der nackten Haut meines Bauches ab und sog die Luft ein, die freie Hand wanderte wie automatisch dorthin wo ich sie begehrte.
Es dauerte eine kleine Weile bis ich versunken ein Bein anzog um meiner spielenden Hand mehr Raum zu geben.
Die Augen geschlossen nahm ich nur mehr den Donner wahr, als mich plötzlich eine Hand fest im Nacken packte und mich nach vorne bog. Das Glas fiel zu Boden, aber es rollte unbeschädigt davon.
Der Griff schleuderte mich seitlich zu Boden und ließ mich unbeachtet liegen. Ich kannte meine Schuld und wusste das ich jetzt die Folgen spüren würde.
Jede Reaktion wäre jetzt falsch gewesen, so blieb ich einige Minuten mit geschlossenen Augen liegen, bis mich ein scharfer Befehl zu dir beorderte.
Keine weiteren Worte, nur Blicke und Gesten die mir sagten was ich zu tun hatte.
Ich wünschte mir Fesseln die mich halten würden und verbundene Augen, aber ich wusste auch das es keinen Sinn hatte Wünsche zu äußern. Ich war gerade nicht in der Position, als das noch irgendetwas von dem was ich sagen würde wichtig gewesen wäre.
Ich bückte mich und klammerte mich an das was mir gerade nah war.
Das Holz gab mir wohligen Halt.
Mein Blick war auf das Fenster gerichtet und das erste Mal brachte ich es nicht fertig die Augen zu schließen.
Den Kopf leicht in den Nacken haltend sah ich die Blitze und spürte deinen Rhythmus.
Mit jedem Blitz traf mich die Peitsche , immer wieder an anderer Stelle .

In meinem Kopf fügte es sich zusammen wie eine Symphonie.
Ich sah das Leuchten des Himmels und wusste das der Schmerz folgen würde.
Das ziehen das auf der Haut nur einen oberflächlichen Schmerz verursachte aber an anderer Stelle viel tiefer ging.
Mein Hirn malte Bilder und Musik zu den Gefühlen und ich ließ mich ganz tief sinken.
Ich war nur noch Gefühl, kein Fühlen mehr.
Mein Körper sehnte jeden neuen Blitz herbei um sich wohlig unter den Schlägen zu winden.
Nach Ewigkeiten die für mich zeitlos waren entfernte sich der Donner langsam und die Blitze wurden seltener. Dein Rhythmus blieb weiterhin angepasst und ließ mich langsam wieder den Schmerz spüren. Widerstrebend nahm ich wieder wahr, spürte und konnte die Bilder und die Musik langsam ausblenden.
Mit dem letzten Blitz legtest du die Peitsche aus der Hand und lehntest dich über mich.
Schweiß auf Schweiß legte sich unsere Haut, irgendwo hielt deine Hand mein zittern.
Später, fragte ich dich ob deine Bilder die gleichen waren, und ob wir die selbe Musik gehört hätten.
Und auf meine Frage, ob du wusstest, antwortetest du mir: „Ja, du hast einmal erwähnt wie Gewitter auf dich wirken.“




Samstag, 28. Juni 2008 - 11:36 Uhr
Bittermandel

Rosen
Wasser
Bittermandel
Marzipan
Gefühle
lieblich duftend
giftig süße
Kitschgedanken
klebrig süß
Bittermandel?
Heute darfs ein bisschen mehr sein

Satzfetzige Überschriften
geile Hintergrundgedanken
wie denn auch beim Anblick
von Schäfchenwolken und Schwalben
die Kurve kriegen
zum Kopfkinofilm in Überlänge.
Blecherne Müdigkeit
scheppert unfreundlich
durchs Gedanken-gut(?)
Nächste Woche ist auch noch
Leben
wenn man es
bittermandelig
nicht übertreibt




Mittwoch, 25. Juni 2008 - 13:30 Uhr
jungfräulich


langsam lasse ich sie
durch meine Finger gleiten
spüre die Weichheit
und weiß doch die Härte
sie sollen mich halten, bändigen
mir keinen Ausweg lassen
versunken schlinge ich sie
ein ums andere Mal um mein Handgelenk
und mein Hunger wächst
der Atem geht tief, durch die Kopfbilder
Sehnsucht zerrt an den Gedanken
ich will das sie mich halten
und mich dagegen wehren
aufgeben und Kampf
hingeben und Wut
- loslassen -
kein wollen mehr, nur fühlen
mein inneres Auge eilt voraus
und spürt alles
viel mehr als nur die Seile
langsam wickle ich sie wieder auf
zehn schwarze Meter Himmel
warten ...





Es gibt kein ärgeres Gefängnis als die Furcht, einem Liebenden weh zu tun.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)


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