Samstag, 2. Oktober 2010

lila Gedanken - Zweifel - Titanic

Donnerstag, 5. Juni 2008 - 15:50 Uhr
lila Gedanken

Heute sind meine Gedanken lila.
Sie ziehen sich träge und müde durch diesen Tag.
Irgendwie haftet an ihnen ein Duft von altem Lavendel.
Meine Großmutter roch so.
Und ich spüre die alte, kühle Leinenbettwäsche und Berge von Federn.
Reinweiß und eckige Falten. Heißer Dampf stieg aus den Kesseln für das weiße.
An solchen Tagen wie heute flatterte sie klatschend im Wind.
Wäscheleinen aus Hanfseil und Klammern aus Holz, die stets nur der Wäsche dienten.
Meine Großmutter tat sowas nicht.
Sieben Kinder und keines glich dem anderen.
Er war lange im Krieg.
Auch die Alten waren mal jung.
Und manch einer zeigt heute, kurz vor den letzten Stunden, sein wahres Gesicht in den weißen Laken.
Und ich höre Geschichten von Glück und von Qual.
Manches berührt mich, manches wäre besser nie geschehen, hätte ich lieber nicht gewußt.
Manchmal ist es gut, das ich nur eine Fremde bin.
Träge machen sich die Gedanken auf in andere Dimensionen.
Und im Kopf bleibt kühles weißes Laken, Hanfseil und Klammern.
Ein kurzer Film im Kopf, sehnsüchtig bleibt er haften.
Pause, im Blick die kugeligen Blüten der Pfingstrosen und blaue Lilienköpfe.
Rosenduft lockt und die Dornen hinterlaßen blutend eine dünne rote Linie.
Le chasseur de rève im Hintergund.
Und gar nicht weit von hier geriet gestern fast mal wieder die Welt aus den Fugen.
Und ich füge zusammen was meine Welt ausmacht.
Gerade jetzt möchte ich knieend leben, fühlen.
Den Duft von altem Lavendel im Sinn.



Dienstag, 3. Juni 2008 - 15:53 Uhr
Zweifel


Manchmal nachts, da schleicht es sich zu mir unter die Decke.
Dieses schmutzige, alte, hässliche Kind.
Ihr kennt es alle.
Mit seinen hervorstehenden, schielenden Augen sieht es ganz tief in mich hinein.
Sein stinkender, beissender Atem dringt zu mir durch.
Mit den hornhautigen Füßen kratzt es über die Laken.
Und schmiegt sich mit seiner schrundigen, schuppigen Haut ganz dicht an mich.
Es will nur bei mir sein, einfach da sein.
Und seine knartzige Stimme säuselt mir kurze Fragen ins Ohr.
Dabei gräbt es mit den knöchernen Finger und den abgerissenen dreckigen Nägeln tiefe Furchen in meine Haut.
Ich spüre den Schmerz den es dabei hinterläßt und muß weinen im Schlaf.
Manchmal spricht es die ganze Nacht und ich würde es gerne töten, schnell und endgültig.
Aber es will nicht, es wehrt sich, es stirbt einfach nicht.
Alles würgen und werfen und schütteln tötet es nicht, es kichert nur hässlich und weiß wer es ist.
Ich stopfe es unter mein Kissen, und spüre das unwillige Zappeln und höre das Kreischen:
"Du wirst mich nicht los, du kannst mir ruhig glauben. Am Ende habe ich immer Recht!"
Irgendwann wird es müde und läßt mich.
AmMorgen stehe ich auf, weiß nicht was war und schüttele unbemerkt ein paar letzte Hautschuppen von den Laken.




Montag, 2. Juni 2008 - 15:21 Uhr
Titanic




Manchmal
machst du es eiskalt in mir
bist der Eisberg
und ich bin ohne Steuer
ramme direkt in deine Kälte hinein
Mit lautem Getöse bricht mein innerstes
zusammen
und sinkt auf den Grund
Dunkelheit umfängt mich dort unten
Stille schreit in mir
ich höre tausend Schreie
meine ?
mir wird kalt und kälter
Tode in mir
in meinem Kopf
Leiden hundertfach
meine Seele schmerzt erhaben
labend an dem Schmerz
dem inneren Grausen
ganz unten auf dem Grund
wartend auf Erlösung
flehend um Licht und Wärme
Gnade ?
gib mir mich zurück
ich weiß ,
das ich
(nichts weiß )
bei dir
unsinkbar bin

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