Montag, 4. Oktober 2010

synaesthetisch - 2 Minuten-März

Freitag, 13. März 2009 - 15:21 Uhr
synaesthetisch


"Weißt du", murmelte sie dunkelgrau summend in die bläuliche Kälte der Baumwolle "ich sehe was, was du nicht siehst:"
"Hmmm", tastete sich seine halbrunde dunkelbraune Antwort zu ihr vor.
Sie ahnte seine eigentlich wiesengrünen eckigen Worte dahinter:
Oh nein, bitte jetzt keine dummen Spielchen, ich bin müde.

Der nächtliche Sturm tobte zackig und schwarz hinter den Fenstern und raubte ihr den silbernen, nach Veilchen duftenden, Schlaf.
"Weißt du eigentlich das es unterschiedlichen Regen gibt?"
"Unsinn, Regen ist nass und das ist er immer. Die Tropfen sind mal größer und mal kleiner, das ist alles."
"Hm, aber er sieht unterschiedlich aus."
"Natürlich tut er das!"
"Ich meine das anders, Winterregen ist zum Beispiel dunkelblau, riecht ein wenig nach Eisen und macht harte, dunkle Töne. Mairegen dagegen ist hellgrün, rund und riecht nach Maiglöckchen."
"Das ist im Mai ja nicht weiter erstaunlich."
"So meine ich das doch nicht, ich meine das Wort Mairegen riecht nach Maiglöckchen."
" Jetzt bin ich aber erleichtert, dass das Wort Mairegen nicht nach Käsefüßen riecht."
"Käsefüße? Igitt, ich kenne kein Wort, das nach Käsefüßen riecht, nicht einmal das Wort selbst, das wäre mir zu eklig."
"Aber das wäre wenigstens noch halbwegs logisch, auch wenn ich nicht glaube, das Worte riechen können."
"Und weil du etwas nicht glaubst, existiert es nicht?"
"Ich glaube an alles was sich logisch erklären lässt."
"Typisch (blinkendes hellblau) Mann (rundes dunkelbraun)!"
"Was soll das denn jetzt heißen?"
"Ihr müsst immer alles logisch (stumpfes, stummes schwarz) erklären können."
"Ja!"
"Ach, und was ist dann mit Liebe (warmes, summendes, rundes dunkelrot), kann man die logisch erklären?"
"Gefühle haben eine logische Ursache, man mag jemanden oder eben nicht, man ärgert sich über den blöden Nachbarn, man freut sich über etwas schönes. Das ist die Logik daran!"
"Und was ist mit dem blöden Nachbarn, wenn er dir ein schönes Geschenk (bunt, eckiges Kribbeln) macht?"
"Warum sollte er das tun?"
"Weil du vielleicht für ihn wie sein Lieblingswein riechst?"
"Seit wann rieche ich nach Wein?"
"Tust du doch gar nicht wirklich. Du riechst nach dem Gefühl, das man hat, wenn man über einen Pfirsich streicht."
"Ich rieche nach Pfirsich?"
"Nein, nach dem Gefühl wenn man über einen Pfirsich streicht."
Seine Hand ( raues, warmes hellbraun) schält sich aus der Decke und befühlt ihre Stirn: "Hast du Fieber (knotiges, waberndes, surrendes Seil)?"
"(grünes)Wieso?"
"Weil du so wirres (fliegenschwarzes Summen) Zeug redest."
"Wieso ist das denn wirr? Es ist nur eine andere Realität."
"Aber es ist total unlogisch. Ich rieche nicht nach Pfirsich und unser Nachbar wird sich hüten mir ein Geschenk zu machen."
"Du und deine Logik."
"Na, dann erklär es mir doch!"
"Versuch ich doch die ganze Zeit (hellblau, wässrig)."
"Du erzählst unlogischen Unsinn (hüpfendes bunt)."
"Nur weil du andere oder keine Vorstellungen von den Worten hast ist es Unsinn. Hast du denn keine Farbe, zum Beispiel für die Liebe?"
"Ok, wenn du so willst, dann ist Liebe rot, Hoffnung grün und Neid gelb. Und die Treue ist glaube ich blau, auf jeden Fall ist irgendwas blau."
"Dein irgendwas ist blau?"
"Nein, irgendwas war blau."
"Und jetzt ist irgendwas nicht mehr blau?"
"Herrje, dann ist es eben grün."
"Nein, das ist doch schon die Hoffnung, es sei denn sie riecht anders, dann ginge das."
"Ich habe noch die Hoffnung das du mich bald schlafen lässt."
"Jetzt weichst du aus, weil dir die Argumente (männlich, hart ) ausgehen:"
"Nennen wir es einfach Geduld (tiefes o)."
"Ich finde dich jetzt gar nicht geduldig."
"Nein (blechernes schwarz), die geht mir ja auch gerade aus."
"Und ich dachte schon, du hättest es verstanden weil deine Liebe rot ist."
"Meine Liebe ist nicht rot, die ist ehrlich (strahlendes gelb)."
"Aber logisch ist sie nicht!"
"Nein, sie ist ein positives Gefühl, noch zumindest."
"Also glaubst du gar nicht das es Liebe gibt?"
"Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Weil du nur an Dinge glaubst, die man logisch erklären kann."
"Wir drehen uns jetzt im Kreis (dunkel summendes rot)."
"Das tun wir doch öfter."
"Ich weiß."
"Und ist das schlimm?"
"Meistens nicht."
"Aber heute?"
"Du machst mich wahnsinnig!"
"Ok, gute Nacht."
30 Sekunden später tauchte sie in veilchenblütigen Schlaf.
2 Stunden später lag er immernoch wach und dachte darüber nach, wieso es kein Wort gab das nach Käsefüßen roch und ob die Liebe tatsächlich unerklärlich und rot war.






Dienstag, 10. März 2009 - 19:51 Uhr
2 Minuten - März


leichter Wind, vereinzelt warme Regentropfen
die Bergenienblätter schlaffen noch so vor sich her
tete`a tete` kämpfen sich durch das blaurote Geblätter
das Laub vom letzten Jahr, Frostschäden
versprengte Terracottasplitter
kann man Engelstrompeten schadlos blasen
ich sollte Lavendel rauchen
der macht vielleicht blaue Finger
ein Hauch Sonne und man könnte den Frühling sehen
noch nie hab ich Krokusse oder Krokeen gepflanzt
unzulängliche Wortbildung, Findungsverlust
seit neuestem sind Giraffen meine Lieblingstiere
ich mag ihre Farben, Muster mit klaren Strukturen
an irgendwas muss man sich ja festhalten
kippen die bei Sturm, und können sie Treppen steigen?
neunzehn Schwäne heute morgen, mit Singsang
hat so etwas eine Bedeutung?
Schwäne sind keine Kraniche
sie sagen nichts aus über den Altersdurchschnitt
drei Knochenschädel auf dem Tisch
die Bilder von Edvard Munch entzünden etwas in mir
Entzündung ist auch so eines von den Worten
die man zu etwas benutzen könnte
wo beginnt Pornographie?
Ist doch alles nur Fantasie
derzeitige Reduktion auf Neutralität
nicht Fisch, nicht Frau
Prioritäten sind veränderbar
etwas von mir vorübergehend weggeschlossen
aufgeschoben ist nicht aufgehoben
irgendwann ist alles möglich
minderschwer, gelassene Gewissheit
aneinander, aber nicht aufreiben
warten... Junimantra...
2 Minuten im März









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