Freitag, 31. Dezember 2010

Ein-Bruch

Jeder Blick in den Spiegel zeigt eine Fremde. Der leere Blick über dunklen Schatten, die schmal zusammengepressten Lippen.
Oft hat sie in den letzten Wochen dagestanden, einen Haarschopf in der einen Hand, in der anderen eine Schere, um dann doch wieder alles fallen zu lassen. Die Haare wieder ins Gesicht, um sich dahinter verbergen zu können und den Gedanken, dass man alte Zöpfe einfach abschneiden könne, wie man ein Geschwür herausschneidet und manchmal ist dann danach alles wieder gut.

Nur, dass das was da wächst und sich eingenistet hat kein Geschwür ist dem man mit einem Messer beikommen kann, es ist nicht einmal etwas bösartiges.
Eigentlich ist es ein Gefühl nach dem alle streben, dass man unbedingt fühlen und bewahren will. Aber es hat kein Ziel, keinen Weg, keinen Gegenspieler.
Da wo es sich warm ausbreiten sollte schwappt immer wieder eine eisige Welle darüber hinweg und jede dem Leben zugeordnete Eigenschaft endet auf -los.

In der Kälte krümmt sie sich, als könne sie damit etwas bewahren, zwingt sich weiter zu atmen und durch die nächste Stunde. Nur diese Stunde überstehen und die nächste und die danach. Als müsste man mit einem Schwert jeden aufkommenden Gedanken an Erlösung in kleine Stücke zerhacken, bis er endlich nur noch zuckend am Boden liegt und stirbt. Manchmal hat sie Glück und ist des Kampfes so müde, dass sie stundenlang schläft und dann ist es ein wenig überstanden, bis zum nächsten Kampf, dessen Ende mit seinem wärmenden Vergessen manchmal so verlockend erscheint.
Wenn es nur einen Weg geben würde, all denen die da waren die Schuld zu nehmen, ihnen mit den richtigen Worten die Absolution zu erteilen.
Dann wäre es, gerade jetzt, so einfach, immer weiter zu gehen um nicht mehr weiter gehen zu müssen. Jeder Versuch der letzten Spur zu folgen wäre vergeblich, die Nächte sind kalt.
Und dann ist wieder eine Stunde überstanden.

Alles hat sich aufgeschaukelt, wie eine Glaskugel in einer Bahn, der man immer wieder einen neuen Schwung gibt, damit sie in einem Looping ihren Kreis zieht um dann neben dem Ausgangspunkt in der nächsten Bahn wieder weiter zu laufen. Nur war der letzte Schwung zu schwach und die Kugel ist aus der oberen Mitte der Kreisbahn abgestürzt und beim Aufprall zersprungen.
Es ist kalt und dunkel zwischen den Felsen, der Rückweg abgeschnitten, die Brücke zerstört, endet im Nichts. Da ist nicht einmal mehr die Angst vor der Furchtlosigkeit, vor dem Absturz. Warten, bar jeder Hoffnung, dass es vorübergeht, irgendwie.
Dabei die Erkenntnis, dass das Licht am Ende des Tunnels trügerisch ist, eine wohlmeinende Lüge in der sich kein Trost finden lässt wenn man sie erkannt hat.
Dort steht lediglich eine flackernde Kerze, fast heruntergebrannt, vor einer Wand.
Ein nicht enden wollender Weg zwischen der Wand und dem Ende der Brücke, den man manchmal mit allerletzter Kraft laufen möchte, um entweder an der Wand zu zerschellen, oder über das Ende der Brücke hinaus zu laufen.
Im freien Fall, mit dem pfeifenden Schrei eines Vogels auf den Lippen, gerauchte Jugendträume.

Schall und Rauch, der Panther.
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe,
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Manch eine Sehnsucht kehrt immer wieder, wie ein Fluch, der nicht verhandelbar ist, Erbsünde vielleicht?
Im Bewusstsein, das ein entziehen nur die eine Ungewissheit gegen eine andere tauscht. Vielleicht bleibt es für immer, so oder so, und die vermeintliche Erlösung ist gar keine. Das Wissen um die Schuld derer die bleiben müssen verhindert den letzten Schritt. Das Schicksal kennt keine Gnade und schweigt sich aus.

Alte Geschichten vermischen sich mit den Fragen nach den Gründen für neuere. Irgendwo da steckt wahrscheinlich die Antwort, der eigene Wert mit der immer wieder gesuchten Gefahr ihn nicht bestätigt zu sehen. Sich immer wieder dorthin zurück zu bringen wo man hergekommen ist.
Verlassen, aber nicht verlassen können, auf etwas, auf jemanden.
Loslassen müssen, aber nicht können, weil es nie ein größeres Gefühl gab und wohl auch nicht mehr geben wird. Weil das nie ein anderer erreichen könnte und deshalb von vornherein alles nur ein schwacher, halbherziger, verlogener Trost wäre.
Lieber allein, als mit einem falschen Menschen zu sein.

Irgendwo ganz tief, glimmt noch ein kleiner Span Hoffnung, an dem sich das Feuer noch einmal entzünden könnte. Eine Ahnung von Wärme.
Nur ein Weg führt zum – alles wird gut – die Schranke steht offen.
Der Span glimmt wie ein ewiges Feuer, das nur an einem Ort brennen kann.
Dann zeigt sich im Spiegel das was mal war und wieder zum Vorschein kommen möchte.
Es geht es weiter, Schritt für Schritt, der manchmal krachend einbricht, wie auf harschiger Schneedecke die hart ist und nichts trägt.
Alles denken dreht um das eine, alles ist wie es ist und muss nie so bleiben.
Manchmal schleicht sich Milde in die Gedanken, Erinnerungen an Worte, an Augenblicke, die immer bleiben, weil man die Vergangenheit immer auch mit in die Zukunft trägt, egal wie schwer sie wiegt.




Sonntag, 26. Dezember 2010

Sonnenfinsternis


Zwischen weißen Morgennebeln und raureifigen Astgerippen schiebt die Sonne sich langsam in den Tag, als würde sie alles aufbrechen können was an Dunkelheit und Schwernis irgendwo liegt.
Ihr gelbes Strahlen erscheint flimmernd bemüht, wirbelt rote Kränze in die Augen wenn man nur lange genug hineinstarrt.
Alles bringt sie zum Glitzern und Strahlen, als müsste sie sich und der Welt beweisen, wie schön sie verdammt nochmal ist, damit auch alle Ungläubigen es endlich sehen. All jene, die nicht hinsehen können, zu denen ihr Strahlen nicht durchdringt, die nicht davon berührt werden zwischen den Mauern in denen sie feststecken.
Häuser- und Felsschluchten in die kein Strahl mehr dringt, in denen es kalt und finster ist und bleibt, weil die Wärme dort nicht echt ist, nicht von innen kommt und dort auch nicht hindringen kann.
Wo man allein oder aneinander fröstelt, weil die Kälte sich zu einem Eisblock ausdehnt und mit jedem falschen Lächeln eisiger wird.
Falscher Trost lässt sich in den unausgesprochenen Lügen nicht finden.
Einsame klammern sich in ihrer Verzweiflung aneinander, verlieren sich immer mehr in der Einsamkeit. Zahlen jeden Preis um nur nicht allein mit sich zu sein, weil sie sich und der Welt nicht trauen.
Und weil solche Küsse bitter schmecken und Umarmungen steif und traurig sind, weil sie die Kälte zwischen zweien ins Bewusstsein rücken, lässt man es ganz.
Es war einmal, daran hält man fest, in dem trügerischen Glauben, es könnte je wieder so werden.
Besser man macht keinen Schritt vor, damit kein wärmender Strahl einen erfassen kann und einem die Möglichkeiten gewahr werden könnten, die hinter der Wärme liegen.
Als würde man verglühen wie ein Untoter, der auf ewig dazu verdammt ist in der Dunkelheit der Zwischenwelten zu wandeln.
Wer nicht mehr weiß wie es ist, das Leben, der wartet in der Sicherheit auf ein langsames sterben seiner Seele, weil wenigstens das verlässlich ist.
Verlässlicher als ein letztes Mal lichterloh zu brennen.


Sonntag, 28. November 2010

Traum im Traume

Mein Herz,
du schlägst mich
nicht mehr
Mein Herz,
du schlägst nicht mehr
für mich
Mein Herz schlägt
nur für dich

Wir tanzten die Sterne,
kämpften die Träume
die Treppe hinab
Jetzt tanz ich ohne dich
in sternenlosen Träumen
haltlos
am Fuße der Treppe

Was war, ein Traum?
Was ist, ein Traum?
Ein Traum im Traum im Traum?
Zerschlagen
was bleibt
ein Tanz in den Scherben



Yet if hope has flown away
In a night, or in a day,
In a vision, or in none,
Is it therefore the less gone?
All that we see or seem
Is but a dream within a dream.

All that we see or seem
Is but a dream within a dream.
E.A. Poe



Freitag, 26. November 2010

Verhör


Sprich“, seine Stimme ist kurz davor sich zu überschlagen, so laut donnert sie ihr entgegen. Ein kurzes Räuspern. Am Zopf reißt er ihren Kopf in den Nacken dass es zwischen den Wirbeln knirscht. Das Gesicht ganz nah an ihrem. Winzige Speicheltropfen zischen ihr ins Gesicht. „Los jetzt!“
Er tritt gegen den Stuhl. Sie knallt mit dem Kopf an die Wand. Ein Summen im Schädel hallt eine Weile nach.
Hinter ihrem Rücken greift er nach den Handschellen, bringt sie auf die Füße und vor dem Eimer zum knien. Sie hält dagegen als seine Hand sich um ihren Nacken schließt und den Kopf nach unten drücken will, trifft mit dem Jochbein auf den blechernen Rand des Eimers. Der Schmerz lässt sie im falschen Moment einatmen. Im Spiegel des Wassers sieht sie sich selbst in die Augen. Die Angst scheint greifbar zu sein.
Den Kopf unter Wasser legt sich ein dumpfer Film über alles.
Sie hört und fühlt alles wie durch einen Filter. Eine Weile kämpft sie dagegen an, dann folgt die Starre der Panik.
In ihrer zweigeteilten Welt wird er sie gleich atmen lassen. Sie ist sicher.
Ihre Augen öffnen sich. Zuversicht die sie fühlt. Der Grund des Eimers bewegt sich in sanften Wellenbewegungen, von ihrer Wange zieht ein dünnes Rinnsal Blut durch das Wasser und fasert sich auf.
Gleich wird sie atmen müssen.

Mittwoch, 17. November 2010

fallenlassen


Ihre Stimme überschlägt sich kreischend. Eine Mischung aus Hilferufen und unartikuliertem Geschrei. Ihre Hände kämpfen greifend und krallend um Halt. Sie schlägt nach allem was sich bietet, als hätte sie Pranken oder Klauen.
Lächelnd steht er über ihr, sieht ihr in die Augen und beugt sich zu ihr herunter.
Sein sanftes langgezogenes „Sch...“ beruhigt sie nur Sekundenbruchteile.
Sie harrt aus, hält still, hofft für diesen einen Moment.
Seine Hand streicht ihr durchs Haar.
Gnade“ wimmert sie, senkt dabei den Blick.

Formvollendet, denkt er bei dem Anblick, wenn sie jetzt so vor mir stehen könnte.
Gerade gibt sie mir wirklich alles, nur bedingungslos ist auch das wieder nicht.
Sie schenkt sich mir nicht, nicht so vollkommen wie ich es gerne hätte.
Aber ich nehme mir was ich will, auch wenn es nicht die Vollendung ist. Nicht einmal nahe dran, nur die Illusion der Vollkommenheit.
Er weiß, oder ahnt es, gleich wird sie auch diese Illusion noch zerstören.

Seine Hand zieht sich ruhig zurück, streicht ihr über die Arme, die Hände.
Langsam beginnt er einen Finger nach dem anderen von dem Eisengestänge zu lösen.

Donnerstag, 11. November 2010

Heim - weg


Der Hof steht auf einer leichten Anhöhe und ist in dem flachen Land schon weithin sichtbar. Es wird noch ein paar Minuten dauern bis sie dort ist, Zeit zum atmen, sich einfinden in die Stimmung.
Herbstliche Schauer und Sonnenschein haben sich zu einem Regenbogen vereinigt, der aus ihrer Sicht seinen Anfang direkt über dem Hof zeigt. Wie ein Energiestrom ragt er als ausgefranstes Ende in den Himmel. Es ist nur nicht zu erkennen, ob die Energie hinein oder heraus fließt. Ihr Optimismus ist situationsbedingt begrenzt, sie sieht den Regenbogen eher als einen großen Saugrüssel, der die Energien nicht nur herausfließen lässt, sondern sie unter großem Druck abzieht. Täglich ist weniger davon vorhanden, mit jedem Gespräch, jedem Wort, jedem verächtlichen Blick wird es kälter.
Eingelullt von jahrelanger Vertrautheit waren ihnen die schleichenden Veränderungen kaum aufgefallen oder sie hatten sie einfach hingenommen. Reste von allem was nötig ist um eine Existenz zu berechtigen waren ja noch vorhanden. Aber es schwächelte und das nicht erst seit kurzem. Beiläufige Berührungen, gefühlstote Küsse und Pflichterfüllung statt Begehren.
Um die Vertrautheit hatten sie einst gekämpft, sich zueinander durchgerungen und die gratigsten Kanten abgeschliffen damit sie sich und einander aushalten konnten. Nicht so sehr, dass sie nicht hin und wieder aneinander hängenblieben und sich reiben konnten. Aber irgendwann waren sie wie Kiesel im Meer, die nach jahrelangen Wellen rundgeschliffen sind und träge im Sand liegen bleiben, nachdem die letzte Welle sie mit einer rollenden Bewegung an Land gespült hat.
Sie rutschten einfach aneinander ab, wie eine Hand die auf eine Schulter gelegt wird und im nächsten Schritt unbemerkt abgleitet. Eine unbewusste Geste, die bei genauerer Betrachtung die zweisame Einsamkeit in den Vordergrund zerren kann.
Die Gleichgültigkeit schwappte in Wellen über sie hinweg und jetzt drohten sie darin zu ertrinken. Gerade jetzt, wo sie versuchten sich über Wasser zu halten.

Die letzten Meter Landstraße, der Blinker gibt bereits den Takt an, ein halbherziger Versuch mit dem rhythmischen Klacken das Geräusch des Regens auf dem Blech zu übertönen. Der Regenbogen hat sich im grau des Himmels aufgelöst. Sandiger Kies täuscht ein Gefühl von vertrauter Umgebung vor. Der immer gleiche Weg hat eine Fahrspur in den Boden gedrückt, aus der es kaum ein Entkommen gibt, wie eine Schiene die den direkten Weg vorgibt. Kein Ausweichen möglich.
Der Hofhund schleppt sich keuchend ein paar Meter vorwärts und verharrt mit gesenktem Kopf und hängender Rute ausdruckslos im Regen. Selbst er scheint sich den Gegebenheiten angepasst zu haben. Alt und krank harrt er auf eine Lösung, aber niemand scheint sich zuständig zu fühlen. Vielleicht weil er ein Erbstück des verstorbenen Vorbesitzers war und niemand gelernt hat ihn zu lieben. Es fehlt das Stückchen erlebter jugendlicher Übermut, der ihn einst liebenswürdig erscheinen ließ. Irgendwie war er immer ein alter Hund, distanziert und leicht griesgrämig, nur auf seine Aufgabe fixiert einfach präsent zu sein.
Sie nutzt den Schauer um noch ein wenig Ordnung in die angesammelten Gedanken zu bringen. Ein Stapel für die Erkenntnisse des Tages, die sich vielleicht schon wieder in Luft aufgelöst haben, sobald ihr Gegenpart ausgesprochen wird.
Ein Stapel mit resultierenden Fragen und ein kleiner aufgestauter Rest an unauflösbaren Vorwürfen.
Der Regen gibt ein wenig nach und sie hastet quer über den Hof ins Haus, als hätte sie es eilig.
Der alte Kachelofen der halb in die Diele ragt kann mit seiner bulligen Wärme die Kälte im Haus nicht vertreiben. Seine Hitze erreicht das innerliche Frösteln nicht. Das morgendliche Anheizen gehört zu den Ritualen, mit denen sie sich hinweggetäuscht haben, ebenso wie der erste schweigsame Kaffee gemeinsam am Küchentisch.

Wann war dieses Schweigen eingezogen und wann war es so laut geworden, dass es unüberhörbar wurde?
Eingezogen war es sicherlich schleichend, unbemerkt. Bis es vor einigen Wochen mit einem lauten Knall mitten in sie hinein gebrochen war.
Plötzlich hing dieses Wort im Raum -Betrug-, zuerst nur als Verdacht, dann als Bestätigung. Eine Beichte die das schwelende Gewissen beruhigen sollte, aber eine Feuersbrunst an Gefühlen heraufbeschwor. Eigentlich unnötig, weil schon Jahre dazwischen lagen.
Betrug – nur das nichts trägt hinter diesem Wort. Es ist eher ein Fall ins Bodenlose, schleudert jeden Glauben, jedes Versprechen in den Dreck.
Die Unverwundbarkeit bekommt einen Riss, wie eine klaffende Wunde, aus der zäher, gelber Eiter sickert und die Lücke zwischen ihnen füllt.

Der Anlass eine beiläufig erwähnte Hochzeitsanzeige in der Zeitung.
Seine Antwort, ein lapidar in den Raum geworfenes „Wusstest du eigentlich dass ich mal etwas mit ihr hatte?“
Eine lächelnde Verneinung, im Glauben an die Zeit vor ihrer Zeit und dann die Erkenntnis. „Ich dachte du hättest etwas bemerkt, damals.“
Damals war fünf Jahre her, da steckten sie mitten in der Renovierung des Hofes und ihr war kaum klar, wie er daneben noch die Zeit gefunden hatte. Gefühlt hatten sie zu der Zeit jede freie Minute miteinander verbracht. Es gab die üblichen Baustellenreibereien die es zwischen Paaren gibt. Ob die Toilette besser schräg oder rechtwinklig steht. Ob die Idee mit der offenen Küche tatsächlich wegen der störenden tragenden Wand der Stabilität des Hauses geopfert werden musste und welche Farben schließlich für die Wände gewählt werden.
Manchmal gerieten sie mit ihren Kräften und Argumenten an Grenzen, aber größere Schäden blieben aus, zumindest offensichtlich.
Bis zu seinem späten Geständnis.

Als seine Worte in ihr Bewusstsein drangen spürte sie einen Schnitt der mitten in das Fleisch ihrer Beziehung geriet. Nur nicht mit dem leisen Knirschen, mit dem man mit einem Skalpell in lebendiges Fleisch schneidet, sondern wie mit einem stumpfen Messer in eine tote Schwarte, die das darunter liegende tote Fleisch bedeckt.
Jetzt sezierten sie an den Resten ihrer Liebe, schwer bewaffnet mit Worten auf der Suche nach Gründen und Ausflüchten.
Drei Monate vor fünf Jahren, in denen sie an Nähe geglaubt hatte und er unbemerkt weit von ihr abgerückt war.
Sie, verletzt von seinem Geständnis und ihrer eigenen Blindheit, und er durch ihr Eingeständnis ihn nicht einmal in Verdacht gehabt zu haben.
Manche Sätze rissen tiefe Narben und verschütteten die Irrtümer guter Erinnerungen.
Oft schleppten sie sich am späten Abend wie zwei Schwerverletzte unter die Decken. So viel Abstand wie nur möglich zwischen sich lassend, lag jeder an seinem Rand und nahm eher einen Absturz als eine kleine Geste der Zuwendung in Kauf.
Die Schuldfrage ließ sich nicht eindeutig klären, weil damals keine ausreichenden Gründe vorgelegen hatten. Das war es auch, was es für sie umso unerträglicher machte. Wenn es einen Grund gegeben hätte, dann hätte man ihn bewegen können und das Verzeihen irgendwo an ihm aufhängen können. Aber so blieb alles in der Luft die sich kaum mehr atmen ließ, wenn beide im selben Raum waren, weil zu viele giftige Gedankendämpfe darin waberten. In jedem Blick lag eine Anschuldigung auf der Lauer. Was würde wohl als nächstes hervorkriechen und seine hässliche Fratze zeigen?
Das Schweigen zwischen ihnen war gebrochen und forderte seinen Preis. Sie wechselten keine Worte, sondern schleuderten sie sich zu, manchmal hasserfüllt und verletzt. Alles kam mit in die Waagschale, die ganze Gleichmütigkeit aus der sie ihre Sicherheit gezogen hatten. Eine Sicherheit die ihnen jetzt schon fast unanständig vorkam, weil sie, außer den täglichen Ritualen, so wenig dafür geleistet hatten.
Die Alternativen würden sie demnächst voreinander ausbreiten.
Mit schlecht heilenden Verletzungen getrennte Wege gehen oder in dem ganzen chaotischen Wirrwarr aus widersprüchlichen Gefühlen auf den Parallelen wieder zueinander finden und sich vorsichtig gegenseitig die Wunden lecken um es besser zu machen. Der Wille zur Besserung wäre eine der Grundvoraussetzungen um wieder zum Leben zu erwecken, was jetzt mehr tot als lebendig in der Ecke lag und ums Überleben kämpfte.
Der Ausgang des ganzen war die unbekannte Größe mit der sie jonglierten.
Vielleicht war es am einfachsten mit dem schlimmsten zu rechnen um es sich immer wieder vor Augen zu führen um einen Schritt nach dem anderen davor zurück zu weichen.
Vielleicht war aber auch nur ein letzter klarer Schnitt die einzig mögliche Lösung.

An der Garderobe hängt ihre tropfende Jacke, darunter zwei kleine Wasserlachen auf dem Boden.
Sie sitzen sich in der Küche am Tisch gegenüber, halten sich fest am heißen Kaffee.
Sein Blick richtet sich auf sie und ein Arm schiebt sich langsam in ihre Richtung. Sie sieht es kommen, ohne es verhindern zu können. Die Hand legt sich in einer beschwichtigenden Geste auf ihren Unterarm. Darunter wird ihr kalt, sie hört auf zu atmen, sieht nur auf die Hand und weiß, dass sie das und ihn nicht mehr aushalten kann.

Mittwoch, 10. November 2010

Renes Revolution

Rene sitzt am Tisch zwischen den anderen und monologisiert, wie immer. Er hört sich gerne reden, dafür hört er nicht so gerne zu wenn jemand anderes etwas zu sagen hat.
Er hält sowieso nur seine Meinung für wichtig genug sie kund zu tun. Die anderen haben doch keine Ahnung, keinen Durchblick, wissen nichts von den wahren Hintergründen, sind nur oberflächlich informiert.
Aufklärung ist nötig, Meinungsbildung, seine Meinung.
Kein Thema zu dem er nichts zu sagen wüsste, sobald jemand ein Bröckchen in die Runde wirft. Rene schnappt danach. Wirtschaft, Politik, Religion, Krieg, alles hängt zusammen, alles verwoben, der ganze korrupte Dreck, den nur ganz wenige Auserwählte wirklich durchblicken, weil sie sich die Mühe machen hinter die Fassaden zu blicken. Aufräumen müsste man da mal und alles auf Null setzen und ganz von vorne anfangen. Dann würde es wieder gerechter werden und sauberer.
Aber es geht ja keiner mit von den faulen Säcken. Eine Revolution müsste mal wieder her, so wie früher. Ganz gleich ob friedlich oder mit Gewalt, nur es muss sich was ändern.

Rene trinkt Roten, weil das so üblich ist unter seines gleichen. Bier ist was fürs Proletariat. Bier macht tumb und dumm und träge dicke Bäuche. Daran erkennt man die Dummen, an ihren Bierbäuchen. Auch solche Sätze predigt er.
Und Rene träumt davon sie alle auf seine Seite zu ziehen, auch die bierbäuchigen.
Dass sie es endlich alle einsehen und mitgehen, wenn die Revolution kommt.
Den Wein trinkt er aus Gläsern. Nur die Kellnerin weiß am Ende wieviele es am Abend waren und dass es immer der billige ist.
Die anderen versuchen anfangs noch mitzuhalten, anzuknüpfen, in eine Atemlücke seiner Monloge zu schlüpfen, bis er ihnen wieder seine Wortflut überstülpt. Eine Weile heucheln ihre zugewandten Blicke noch höflich gelangweiltes Interesse, bis jeder froh ist, wenn sich irgendwo am Tisch ein Gesprächsfetzen aufschnappen lässt in den man sich einklinken kann. Aber das hindert ihn nicht. Er redet bis zum letzten Opfer, das meist dicht neben ihm sitzt und die Rituale noch nicht kennt.

Der Abend wird lang, das Gelächter lauter. Die anderen lachen, nur Rene wartet redend darauf, dass endlich jemand mitkommt und Revolution mit ihm macht, so wie damals in Frankreich.
Ja, die Franzosen, die hattens drauf, auch wenn damals Köpfe gerollt sind. Abgeschlagen von der Guillotine rollten sie dem Volk vor die Füße, die Verräterköpfe. Nicht immer war die Schneide scharf genug für einen sauberen Schnitt. Manchmal hingen Haut und Adern in Fetzen. Vive la France, es lebe die Revolution, skandiert er zu vorgerückter Stunde mit geschwollener Zunge, als wäre er damals dabei gewesen.
Ja, Paris, die Stadt der Liebe. Das wäre ein Leben, die Baskenmütze schräg auf dem Kopf, da Baguette unter dem Arm und der Sex wäre immer französisch. Ab einem gewissen Pegel kann Rene auch mal zotig sein und den Damen mit französischen Akzent Schweinereien zuflüstern. Dabei amüsiert er sich prächtig, lacht laut und klopft sich auf die Schenkel. Ein Zustand der vorübergeht, fast unbemerkt bekommt er dann etwas weinerliches und sinniert über die Liebe.
Die Liebe des Lebens, den Sinn und Zweck und die Liebe überhaupt.
Philosophisch müsste man das Thema angehen, meint er. Ob man immer nur einen Menschen lieben kann oder ob wir nicht doch alle nur treulose Polygamisten seien, die sich der gesellschaftlichen Moral nur aus geheuchelter Anständigkeit unterwerfen.
Und was ist das überhaupt, Liebe. Ein unerklärliches Gefühl, dass einen nur weich macht und einen doch immer wieder leiden lässt und Misstrauen sät. Und überhaupt wäre es doch ganz egal welchem Geschlecht man sich dabei zuwendet. Wahre Liebe kennt solche Grenzen nicht.
Hier räkeln sich meist die Männer ein wenig peinlich berührt.Ob der Rene wohl schwul ist, oder zumindest bi. Man weiß es ja nicht, man sieht ihn ja nie mit einer.
Vielleicht ist er ja so ein heimlicher und nach dem nächsten Roten kommt sein besoffenes Outing.
Aber nein, Enttäuschung macht sich breit, wieder keine Sensation. Rene schwärmt von all den verflossenen Lieben in seinem Leben. Lange her, aber wirklich geliebt hat er sie alle, jede auf ihre Weise. Wenn einer die Frauen versteht, dann er. Vielleicht sind sie deshalb nie geblieben, weil er all ihre Geheimnisse kannte.
Die Zunge wird ihm schwer wie sein Gemüt. So ein Hauch Melancholie, von dem er denkt er würde avantgardistisch wirken, wenn er sich schweigend vom Tisch erhebt, der Kellnerin das Kleingeld über den Tresen rollt und er dann mit erhobener Hand ein „Adieu Freunde“ in die Runde wirft.

Auf der Straße schleppt er sich drei Häuser weiter, stützt sich mit einer Hand an der Mauer ab und hält mit der anderen seinen Schwanz beim Pinkeln. Schwankend verpackt er nach verrichtetem Tun sein bestes und auch gleichermaßen nutzloses Stück und singt stammelnd ein paar Fetzen der Marseillaise.
Er malt sich aus wie sie wäre. Claire müsste sie heißen, dunkles Haar, Pagenschnitt und einen süßen Akzent. Und sie würde ihn verstehen, würde alles verstehen.
Und am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück würden sie losgehen und Revolution machen. Dann könnten die anderen mal sehen wie das geht.
Der Schlüssel geht nicht ins Schloss, erst als er drei Mal laut ihren Namen gerufen hat. „Claire.“ Da gelingt der Dreh, die Tür öffnet sich. Wenn sie doch nur da wäre, jetzt, sich neben ihn legen würde, den weichen Leib, ausgestreckt auf dem Bett.
Er lässt sich neben sie fallen, das Bild von ihr in seinem Kopf.
Die Katze flüchtet wütend fauchend von ihrem Lager und knurrt ihn aus der Ecke mit zurückgelegten Ohren an. „Ach Felida.“
Am Morgen wird Versöhnung gefeiert, mit Dosenthunfisch für beide. Und die Revolution wird noch ein wenig warten müssen.

Dienstag, 2. November 2010

ohne alles


Die Sonne scheint grell durch das breite Fenster, vor dem gelegentlich jemand eine Autotür viel zu laut zuschlägt. Zum Verdunkeln hatten sie gestern keine Gelegenheit mehr. Vielleicht waren sie dazu auch einfach nicht mehr in der Lage.
Er hatte angerufen, wie er es immer tat, wenn er mal wieder verlassen worden war oder jemanden verlassen hatte. „Ist doch alles Scheiße mit den Gefühlen und so. Kommst du? Ich koch uns auch was.“
Das Telefongespräch war die Grundlage für das Danach und das Essen die Grundlage für das gemeinsame anschließende Besäufnis. Erst nur ein Glas und dann die Flasche Wein zur Musik. Später war dann auch der Ouzo geleert und einer von beiden täuschte Müdigkeit vor damit sie endlich ins Bett kamen. Der eigentliche Anlass dieser Treffen. Noch ein paar Sätze reden, eher unverständliches und dann Haut an Haut, so tun als wolle man einschlafen, bis ein Satz den Auslöser gab sich hinzugeben. Die willenlose, anstrengende Lust der Trunkenheit. Sich den Frust in der Vertrautheit aus der Seele ficken. Sie wussten wer, wie und was am liebsten mochte, von all den vorherigen Treffen. Nur ein einziger Akt, mehr war nicht nötig um das Gewollte zu erreichen. Nähe schaffen ohne Gefühle investieren zu müssen. Zumindest nicht mehr als nötig.

Ein gutes Gefühl aneinander so schamlos zu sein, zu wissen, dass man sich nur aneinander bediente. Kein Gewissen haben zu müssen, weil es niemanden gab dem es weh tat, denn das war die einzige Voraussetzung dafür. Beiderseitige Verfügbarkeit, ohne Verletzung dritter. So unverbindlich, wie es innerhalb einer Freundschaft sein konnte. Am nächsten Morgen gemeinsames Frühstück. Keine Zärtlichkeiten, weil die jetzt nicht mehr tragbar gewesen wären. Eine Umarmung zum Abschied, bis zum nächsten Mal, dass unweigerlich kommen würde. Man trennte sich ohne schlechte Gefühle die einem im Nacken saßen, weil beide wussten was es war und dass es nichts weiter zu bedeuten hatte.

Nur heute morgen ist es anders. Sie liegt mit offenen Augen neben ihm, lauscht seinem träumenden Schnaufen. Ein Geräusch das ihr vertrauter sein wollte. Bei dem sie das Bedürfnis haben sollte sich ihm und seinem Körper zuzuwenden, sich wieder mit ihm zu verbinden, aus der Selbstverständlichkeit des aufwachenden Halbschlafs.
Aber da ist nichts, nur eine Leere, die sie versucht auf dem Rücken liegend zu binden. Die Decke bis an die Schultern, die Arme stramm am Körper darüber, als könne sie so verhindern das die innere Kälte sie überrollt.
Ein Essen, eine Flasche Wein und eine Flasche Ouzo. Sie fühlt sich billig.
Auch wenn es von beiden so gewollt ist.

Langsam schiebt sie sich unter der Decke hervor, sammelt ihre Kleidung vom Fußboden und schleicht aus dem Zimmer.
In der Küche sucht sie nach Zettel und Stift.
Ruf nicht mehr an - und legt die Notiz unter das Päckchen mit seinem Tabak.
Mehr ist nicht nötig, damit er versteht.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Kellerkind


Dann hol doch bitte ein Glas Kirschen aus dem Keller.“
In dem Moment überlegt sie bereits ob sie sich nicht anders entscheiden könnte. Mandarinen vielleicht, die stehen meistens im Schrank. Aber es müssen Kirschen sein. Sie will die saure Süße, den leichten Widerstand gegen den Biss, wenn einem danach der Saft in die Kehle läuft. Das rote auf den Lippen, wie gemalt, manchmal auch einen fingerbreit in den Ecken verschmiert, wie zu dick aufgetragener Lippenstift.
Sie nimmt den Schlüssel vom Haken, den mit dem roten Anhänger und der gleichmäßigen Kellerschrift. Blau ist für den Dachboden, als wenn Himmel und Hölle Farben hätten.
Im Treppenhaus, das automatische Licht. Wenn sie jetzt rennt, dann schafft sie es runter und rauf, bevor es wieder dunkel wird, aber nicht in den Keller, da müsste sie warten.
Ihr fehlt die Zeit, nachdem sie jetzt schon zu lange nachgedacht hat.
Zwischen Türen und Fenster wird sie schneller, lässt sich an einer Hand und einer Fußspitze um die Kurven schwingen. Dort wo der Schalter erreichbar ist wartet sie atemlos auf das bedrückende „klack“.
Sie schafft den ganzen Weg bis unten und wartet, mit der Hand auf dem Schalter, bis das Licht ausgeht.
Wenn jetzt jemand käme, auf dem gleichen Weg, ihr die Angst abnehmen würde. Sie wartet und lauscht, die Hand an der Klinke. Den kleinen Schlüssel fest in der Hand. Er hakt ein wenig, das hat er schon immer getan. Man hätte das Schloss auswechseln können, aber jeder kennt inzwischen den Trick. Leicht von unten, ein wenig nach links, dann geht es.

Was, wenn er jetzt direkt hinter der Tür auf sie lauert. Dahinter steht und atmet und durch das Holz sehen kann, die Angst in ihren Augen, zur Flucht bereit. Vielleicht wenn sie die Augen nur schließt, dann sieht er es nicht. Aber wenn sie die Augen geschlossen hat, dann kann sie nicht sehen wie er langsam auf der anderen Seite die Klinke drückt und mit seiner Krallenhand emporfährt und sie packt und hinter sich her schleift. Dahin, wo niemand sie hört.
War da nicht ein Geräusch? Die Augen weit aufgerissen, starrt sie die Klinke an Keine Bewegung, kein Atem außer ihrem, aber das Licht ist aus. Sie muss sich einfach schneller entscheiden.

Klack – sie wird jetzt diese Tür öffnen und da wird niemand sein. Sie ist sich fast sicher. Und wenn sie seine Fratze dort sieht, dann wird sie schreien und rennen.
Ihr Herz kann sie bis in die Klinke fühlen und als sie die Hand bewegt öffnet sie schon den Mund zum Schrei. Mit einem Ruck reißt sie die Tür auf und sieht in der Dunkelheit für einen Moment seine rot glühenden Augen. Er ist da und wartet, hält sie bewegungslos gebannt und legt seine ganze Macht auf sie. Sie starrt ihn an bis er sich auflöst, im Licht der Lampe über der Treppe. Die Sekunden, bis ihre suchende Hand den Schalter findet, sind jedes Mal endlos.

Zwölf Stufen nur, zwölf Stufen hinunter in sein Reich. Vielleicht wartet er ja am unteren Ende der Treppe nur darauf dass sie sich überwindet. Vielleicht will er sehen wie ihr die Angst aus dem Kragen kriecht. Eine Hand am Geländer tastet sie sich langsam Stufe für Stufe nach unten vor, das Ende fest im Blick..
Ein Geruch nach uralten Kohlen vermischt sich mit dem von feuchter Pappe.
Er ist mit einem samtgrünen Hauch von Schimmel überzogen, da ist sie sich sicher. So wie alles was zu lange hier unten verweilt.
Mit einem Sprung rettet sie sich von der letzten Stufe mit dem Rücken an die Wand.
Das schlimmste ist wenn er hinter einem ist, da weiß man nie was er vorhat.
Aber sie ist hier unten allein, bis auf seine unsichtbare Gegenwart die sie nur ahnt.

Vier Türen muss sie passieren, bis hin zur letzten. Acht Latten senkrecht, zwei quer und eine schräg. Pappe und alte Decken verbergen was dahinter lagert.
Er hat keine feste Masse, kann überall drunter und drüber und durch, wenn er will. In einem Moment ist sie noch allein und im nächsten schon haucht er sie an.
Sie bleibt mit dem Rücken an der Wand, schiebt sich seitwärts ans Ziel.
Zwei Schritte muss sie sich vorwärts bewegen, zur Tür mit der blauen Pappe dahinter.
Ein kleines Notfallgebet bevor sie sich aus der Deckung löst.
Herr Jesu gebt fein acht, ich hab Euch etwas mitgebracht.“ Das erste was ihr einfällt.

Wenn sie jetzt an der Wand bleiben würde, dann könnte sie weitergehen und an den Wänden im Fahrradkeller entlang. Ohne Hindernis würde sie dann auch zum Ziel kommen. Aber der Fahrradkeller ist ein großes dunkles Loch mit einem Extralicht.
Bestimmt ist er nicht da, irgendwo in einem anderen Keller beschäftigt, mit einem anderen Opfer. Bestimmt hat er gerade die doofe Sonja erwischt, die hat es nicht anders verdient.
Zwei Schritte vorwärts, den Schlüssel ins Schloss, von unten, nach links. Es will nicht gelingen. Bestimmt war er nachts heimlich oben in der Wohnung und hat die Schlüssel vertauscht. Sie spürt ihn direkt hinter sich, zieht den Kopf zwischen die Schultern und den Riegel des Schlosses aus der Öse nach oben. Die Tür schwingt auf, Holzregale, Farbeimer mit Resten und der alte Stuhl den niemand mehr braucht.
Apfel- und Fliederbeersaft, Erdbeermarmelade, Mirabellenkompott, Schattenmorellen. Das sind die Kirschen. Ohne Stein sehen sie aus wie abgetrennte zerdrückte Kinderzehen. Das Glas wiegt schwer in der Kinderhand, trotzdem wird sie gleich bis zur Treppe laufen und immer zwei Stufen auf einmal nehmen, ohne sich umzusehen. Sie will ihm und seinem Reich nur noch entkommen.
Das Schloss zugedrückt, jemand rührt sich im Treppenhaus.
Schon wieder mal das Licht angelassen“, den Rest der Tirade versteht sie nicht mehr. Das Licht geht in dem Moment aus als die Tür oben zuschlägt. Sie hat in der Dunkelheit noch ihren Fluchtweg im Blick und sieht an dessen Ende seine leuchtenden Augen warten. Jetzt sind sie hier unten allein.


Hände und Füße mit einer Kette verbunden, deren Ende nur wenig Raum lässt.
Wenn sie sich bewegt quietscht der metallenen Bettrahmen unter der muffigen Matratze. Aber das hört sie nicht, man hat ihr Sehen und Hören genommen.
Sie ahnt verschreckt eine diffuse Gegenwart und atmet schneller.
Beine und Arme hat sie dicht an den Körper gezogen, so bietet sie weniger Angriffsfläche, entgeht vielleicht der Entdeckung. Sie vermutet Dunkelheit im Raum, weil sie selbst nicht sieht.
Etwas ist in der Nähe, ihre Haut spürt den Lufthauch einer Bewegung. Die Zeit ist ihr längst verloren gegangen. Als sie das letzte Mal eingeschlafen war hat eine plötzliche Erschütterung des Bettes sie aus dem Schlaf gerissen und sie hastig atmend zurück gelassen. Sie hat geträumt, von endlos zähen Schritten, wie gegen eine Wand aus Zellophan, die einem den Atem nimmt.
Sie muss sich ihren Ängsten stellen, dem Kellermann aus Kindertagen begegnen.

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
Niemand!“
Und wenn er kommt?“
Dann laufen wir.“
Aber wie kann man laufen wenn einer in der Dunkelheit auf dem einzigen Fluchtweg wartet oder eine Kette einen an der Flucht hindert. Sie kann nicht laufen, nur warten dass es vorbei geht. Er ist da, wie er immer da war, all die Jahre, in jeder Dunkelheit.
Eine Hand schiebt sich drängend zwischen Knie und Hals, umschließt ihre Kehle und drückt den Kopf gegen die Wand. Wenn sie jetzt aushält wird sie gleich seinen wartenden roten Augen in der Dunkelheit begegnen. Und dieses Mal wird sie nicht laufen, sie wird einfach durch ihn hindurch gehen.

(SZ 2010)

Stille

Sie sitzt vornübergebeugt, stützt das Gesicht in die Hände und sieht zu, wie die schwarze Tinte Tropfen für Tropfen vor ihren Augen verschwimmt.
Wenn die Sprenkel auftreffen machen sie ein kleines Geräusch, wässern sich ein ins Blatt und zerfasern nach einer Weile an den Rändern zu einem Blauton.
Zuerst überlässt sie das Zerfließen dem Zufall, dann wäscht sie Wort für Wort aus dem Geschriebenen um es erträglicher zu machen.
Heraufbeschworene Erinnerungen zerfließen mit niedergekämpften Gefühlen, alles wird eins.
Sie hatte geschrieben was sie nie schreiben wollte und löscht es jetzt Träne für Träne wieder aus, bevor es gelesen werden kann.
Vielleicht ist damit das unfassbare zu verhindern.
Am Morgen wird sie versuchen das gewellte Blatt glatt zu streichen und die Worte wieder zu entziffern. Sie könnte versuchen sie nachzuschreiben um sie wieder sichtbar zu machen über all den Tränen, die nichts ändern und nichts fort- oder reinwaschen.
Sie wird damit leben müssen, wie mit einem Schuldeingeständnis und wird nie wissen, ob es nicht vielleicht doch ganz anders gekommen wäre.
Selbst wenn sie dieses Blatt zerknüllt bleiben die gedachten Gedanken unvernichtbar.
Und auch wenn sie sich wieder und wieder hinsetzt und schreibt und weint und schreibt und weint. Es bleiben die Worte, die Gedanken, der Sinn, immer gleich.
Eines Tages wird sie es trotz der Tränen aufschreiben müssen und weiterreichen,
damit ihre Tränen auf dem Papier nicht die einzigen bleiben.

Montag, 25. Oktober 2010

Fingerübungen


Er spricht ohne sie anzusehen, nichts von Belang. Redet einfach nur um des Redens willen, als würde er sich damit selbst seiner Anwesenheit in diesem Raum, im Jetzt, in der Zweisamkeit versichern. Wer zu zweit ist hat einen Grund zum Reden, egal was er sagt.
Im Alleinsein wirkt es oft lächerlich, egal wie wichtig und gehaltvoll die eigenen Worte klingen. Aber es merkt ja niemand wie lächerlich man sich dabei macht. Nur bei den wenigen die über die Jahre immer lauter werden um damit die Einsamkeit im Inneren zu übertönen. Man hört sie durch Wände und Türen, wie sie seufzen, stöhnen, schimpfen und betont laut husten. Ein morgendlicher Husten der klingt als würden sie ersticken wenn nicht sofort jemand käme, mit dem sie die ganze schleimige Verzweiflung der Nacht nach oben würgen und in einem gelben Klumpen ausspeien.

Sie sieht ihn von der Seite an, er sitzt in einem 90 Grad Winkel zu ihr, wie genau berechnet. Seine Wange, sein Kiefer, seine Lippen bewegen sich. Sie hört seine Stimme, aber weder den Klang noch die Worte, kann keinen Sinn in die Bewegungen bringen. Wie gesagt, seine Worte sind ohne Belang im Moment.
Er beugt sich vor zum Tisch, greift in die Schale mit den Süßigkeiten und schiebt sich etwas davon in den Mund, kaut in mahlenden Bewegungen, spricht einen Augenblick später weiter. Sie stellt sich vor wie seine Worte jetzt klingen, begleitet von leisem Schmatzen und gedämpft durch den halb zerkauten Inhalt in seinem Mund.

Langsam entfernt er sich von ihr. Das Bild von ihm vor ihren Augen wird zunehmend kleiner, als würden sie auseinanderdriften wie Eisschollen nach dem kalben eines Gletschers. Nur das Getöse fehlt, wenn das Eis abreißt und ins Meer stürzt.
Er soll bleiben, sich nicht entfernen. Keine unüberwindbare Schlucht soll sich zwischen ihnen bilden, der Faden der sie aneinander bindet nicht abreißen.
In ihre Gedanken schrillt das Freizeichen eines Telefons und die gefühllose Frauenstimme, die unbewegt verkündet dass die Verbindung unterbrochen wurde.
Ob die Frau sich jemals Gedanken gemacht hat in welche Gespräche sie ihren Satz hineinwirft?
Vielleicht war es der letzte mögliche Anruf, bevor ein Sturm die Leitungen zerstört, oder die letzte Bewegung eines Sterbenden und seine letzten Worte, die letzten Worte in einer Feuersbrunst oder anderen Katastrophen.
Holen die Leute bei Flugzeugabstürzen nicht kollektiv ihre Mobils hervor um, trotz Verbot, ihre Nächsten über das Bevorstehende zu informieren, sich zu verabschieden.
Und am anderen Ende der Welt fangen die Angerufenen an zu beten, zu bitten, zu betteln. Drei Worte die sich ähneln und nur bedingt im Zusammenhang stehen.
Sie will keines von all dem, will nur verhindern dass sie die Entfernung aushalten muss. Es fühlt sich an wie ein Untergang, aber wie kann man SOS funken wenn es gerade nur um eine Seele geht, weil der andere nichts davon fühlt, weil er es nicht wahrnimmt.

Sie hört ihn nicht, vielleicht kann sie die Entfernung verhindern wenn sie nicht hinsieht, wenn sie verschwindet statt seiner. Sie schlägt die Hände vors Gesicht, presst die Fäuste wie ein Kind gegen die Augen. Dahinter bilden sich kreisende rote und weiße Punkte die lautlos in ihrem Kopf surren.
Dass er sie ansieht sieht sie nicht. Sie ist nicht mehr da.

Was tust du da?“ Durch das Surren hört sie seine Stimme, sein Gesicht und die Worte sind ihr zugewandt.
Ich bin nicht mehr da.Gegangen bevor du gehst.“
Zwischen den gleißenden Punkten hinter den Fäusten erscheint ihr das Bild eines glühenden Kraters, an dessen Rand sie steht und mit der Fußspitze ein viersilbiges Wort in die Asche scharrt.

Er denkt kurz darüber nach ihr die Hand über Mund und Nase zu legen um die fehlende Nähe wieder herzustellen. Sie wird dadurch nicht umhin kommen die Hände von den Augen zu nehmen, damit er sieht wie nah sie ihm doch ist. Egal wie weit sie sich von ihm entfernt, das ist der Ort an dem sie für ihn immer wieder in greifbare Nähe rückt.
Seine Hand verharrt in der Luft in der Mitte zwischen ihnen. Sie wird Gründe haben, denkt er und lässt sie wieder sinken. Vermutlich möchte sie dass er ihre Gründe kennt oder zumindest erahnt, aber er weiß ja nicht einmal wie es sich anfühlen würde, wenn er nicht mehr da wäre. Wie soll er da wissen wie es wäre wenn sie nicht mehr da wäre.

Ihr stockt die Frage, was wäre wenn, als Unmöglichkeit in der Kehle, weil sie sich vor den Möglichkeiten seiner Antwort scheut.
Sie wird die Antwort auflösen, wie sich die Punkte vor ihren Augen nach einer Weile auflösen werden, wenn sie die Fäuste wieder senkt und langsam vom Rand des glühenden Kraters zurücktritt.



Sonntag, 24. Oktober 2010

schlucken


Seit dem Morgen saß sie hier am Tisch, dessen Hässlichkeit das zu kleine Stück Stoff nur notdürftig bedeckte.
Auf dem Kunststoffbrett mit den unzähligen Schnitten fremder Messer lag die Graubrotscheibe und rollte sich langsam trocknend an den Rändern auf.
Der Kaffee stand seit Stunden in der Glaskanne auf der Warmhalteplatte und hatte einen herb-bitteren Geschmack, den sie mit reichlich Milch verdünnte.

Sie hatte in der Firma angerufen, irgendetwas von Hexenschuss erzählt.
Ja, morgen wäre sie wieder da, bestimmt. Und nein, das hätte sie nicht öfter, zum ersten Mal.
Als wenn ihr nicht bewusst wäre, wie blöd es war in den ersten Wochen gleich krank zu werden. Aber sie wollte nur diesen einen Tag, einmal durchatmen, niemanden sehen, nicht funktionieren müssen.

Ein paar Mal war sie mit dem Kaffee in der Hand durch die Wohnung gewandert, die sie gern ihr zuhause genannt hätte.
So weit war sie noch nicht, dafür war die Mischung aus ihr völlig fremden Gerüchen noch zu aufdringlich.
Außer der weißen Farbe war nichts neu hier, nichts ihr eigen.
Lieber hätte sie sich ihr neues Leben neu eingerichtet, nur blieb ihr dafür nicht genug Zeit.
Hätte sie ihre Ansprüche bei der Behörde geltend gemacht wäre es sicher um einiges leichter gewesen, aber sie wollte nichts erklären, sich nicht schon wieder klein gemacht fühlen.
Dafür steckte ihr das Mantra der Wertlosigkeit - kannst nichts, hast nichts, bist nichts - noch zu sehr in den Knochen.
Jetzt ging es ihr darum zu beweisen dass dem nicht so war.

Das sie nichts hatte war noch ziemlich offensichtlich, nur das nötigste aus dem Gebrauchtmöbelladen.
Bett, Schrank, Tisch, Stuhl, zwei Sessel und ein Regal.
Die Sessel waren ein Paar gewesen und sie hatte es nicht fertig gebracht sie auseinander zu reißen, wie sie in ihrem leicht abgeschabten Charme dort nebeneinander gestanden hatten.
Ein paar Dinge für den alltäglichen Gebrauch, unpaariges Geschirr, mit abgestoßenen Kanten, an denen sie nicht Schuld war.

Hinüber gerettet hatte sie nicht viel, außer Kleidung, ein paar alte Bücher und den Garderobenständer an dem sie seit ihrer Jugend hing, über den er immer nur geflucht hatte, weil er so kibbelig stand.
Bei den Fotos hatte sie noch überlegt, aber dann entschieden, dass sie die Erinnerung nicht wert waren, sie die wohl sogar eher meiden wollte für die Zukunft.
Beim durchblättern der Alben erst war ihr aufgefallen, das sie kaum einmal gelächelt hatte in all den Jahren und damit ihren Entschluss noch bekräftigt.

Sie hatte sich gewundert woher sie den Mut zusammengeklaubt hatte.
Überhaupt in den Stellenanzeigen zu stöbern, als würde sie tatsächlich etwas suchen, wo sie doch nichts konnte.
Aber Küchenhilfe, das ging wohl, kochen konnte sie ja.
Die heimliche Freude über das Vorstellungsgespräch und das Bangen um die Zusage.
Einen Monat halbtags, zur Einarbeitung, kam ihr sehr gelegen.
Sie verließ das Haus kurz nach ihm und wenn sie mittags wieder daheim war ließ sie die Kleidung mit dem Küchenduft im Keller.
Er kam ihr nicht drauf und sie hatte Geld genug für die erste Miete.
Vier Nächte auf der Luftmatratze aus dem Billigladen, dann hatte sie Zeit zum Möbelkauf.

Sie hatte ihm am letzten Abend gesagt dass sie gehen würde, er hatte ihr ins Gesicht gelacht.
"Du doch nicht, du bist doch nichts ohne mich."
Trotzdem hatte sie am nächsten Morgen ihre Sachen in zwei Koffern verstaut und war mit der S-Bahn umgezogen, froh einen eigenen Schlüssel zu haben.
Ja, sie hatte wirklich nicht viel.

Die Bücher hatte sie in das Regal sortiert und nach und nach wieder angefangen sie noch einmal zu lesen.
Er hielt nichts von Büchern und schon gar nicht, wenn Frauen sie lasen, die kämen dadurch nur auf dumme Gedanken.
Und jetzt beim Lesen kamen all die Träume wieder, die sie damals hatte.
Die Länder, die sie all die Jahre vermisst hatte.
Und die Menschen in den Geschichten, die ihr damals beim Lesen alle so nah gewesen waren.
Ihre Gedanken spielten mit den verschnörkelten Sätzen, die sich umeinander schraubten. Sogar die Sprache hatte er ihr genommen.
Einmal hatte sie angefangen heimlich ein Tagebuch zu schreiben, warf es aber nach den ersten Seiten in einen namenlosen Müllcontainer in der Stadt, aus Angst er würde es entdecken und ihre Gedanken lesen.

Ein alter, an den Rändern abgeschabter Gedichtband hatte ein Eselsohr an einer Stelle mit einem Gedicht von Kästner.
Wann sie dieses Eselsohr da hineingeknickt hatte war ihr nicht bewusst.

Da kam ihnen ihre Liebe abhanden,
wie anderen Leuten ein Stock oder Hut

Die beiden Zeilen hatte sie dünn mit Bleistift unterstrichen. Die Striche waren inzwischen fast gänzlich verblasst, wie ihre Hoffnung irgendwann verblasst war.
Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie das damals war mit der Liebe zwischen ihnen und ob oder wann sie überhaupt abhanden gekommen war.
Sie hatte sich nicht davon geschlichen, irgendwie hatte sie sich in ihre Atome gespalten und sich leise verflüchtigt, das bisschen was da jemals gewesen war.
Nicht einmal für ihr "Ja" fand sie mehr einen Grund.
Auch für ihr aushalten all die Jahre nicht. Sie hatte sich nichts mehr zugetraut irgendwann, glaubte ihm seine vernichtenden Sätze.

Ein Traum hatte an ihr gerüttelt. Ein Traum in dem sie wuchs und wuchs und am Ende viel größer war als er. Einen einzigen Satz sagte sie zu ihm:
"Und was bist du ohne mich?" Dann wachte sie auf.

Tagelang war ihr dieses Bild nicht aus dem Kopf gegangen und als sie die ersten Nächte allein in ihrer Wohnung verbrachte dachte sie wieder daran.
Sie vermisste ihn nicht und wunderte sich nicht einmal darüber.
Aber es war auch nicht so dass sie ihre Freiheit genoss, eher die Ruhe.
Allein war sie schon viele Jahre gewesen.
Nur befreit war sie deshalb nicht.

Wirklich wichtig war sie ihm nicht, aber trotzdem wachte er mit Argusaugen über sie. Er fürchtete nicht das sie ging, sondern lediglich das sie sich seiner Macht entzog, er nichts mehr hätte zum kleinhalten.

Sie kramte in ihrer Erinnerung nach den "guten Zeiten" und fand nur wenige Momente die diese Bezeichnung verdienten. Die lagen ganz am Anfang, als Freunde und Bekannte noch eine Chance hatten in ihrem Leben, bis sie sich dann schlussendlich doch alle in seinen Augen als untauglich erwiesen.
Die taugten alle nichts, waren nichts, hatten nichts, konnten nichts.
Mehr als einmal hatte er sie wutentbrannt nach einer Feier in den alten Ford befohlen, weil wieder einmal einer von denen einen Streit angefangen hatte, nur weil der Recht haben wollte. Die wussten ja immer alles besser als er.
Aber was wussten die schon, nichts wussten die.

Sie hatte immer nur still daneben gesessen. Und wenn er sie aufgefordert hatte "Nun sag doch auch mal was," dann hatte sie mit den Schultern gezuckt und wenn sie eine Weile später Luft holte um etwas zu sagen fiel er ihr ins Wort. "Ach, was weißt du denn schon."
Im Grunde war sie froh, als ihr das endlich erspart blieb.

Wenn er abends nach hause kam, sich an den gedeckten Tisch setzte, dann erklärte er ihr die Welt, so wie sie sie zu sehen hätte, alles andere wäre sowieso Unsinn, nicht der Rede wert.

Versuchte sie anderer Meinung zu sein, blockte er sie mit einem "Ach..." ab, bis sie schweigend aufgab.
Ihr Nicken deutete er später ganz selbstverständlich als Zustimmung, ohne zu bemerken das sie das Zuhören schon längst aufgegeben hatte.

Mit einer Hand knibbelte sie die trockenen Kanten der Käsescheiben ab und steckte sie sich in den Mund. Wenn sie an ihn dachte verging ihr der Appetit.
Sie suchte nach Gefühlen für ihn, brachte aber nicht einmal eine handvoll Mitleid zusammen.
Die Erinnerungen würden verblassen und mit ihnen das Bild von ihm.
Wahrscheinlich würde er ihre Geschichte und auch das Ende ganz anders erzählen, aber das war nicht mehr wichtig.

Irgendwann würde sie die Dämonen entsorgen, wie jetzt die vertrocknete Scheibe Brot und den letzten Schluck von dem bitteren Kaffee.


Juli 2009 (mullewapp)

Samstag, 23. Oktober 2010

drunter und drüber

Ich wollte heute Nacht etwas schreiben, einen Text zur Musik, einen Text wie Musik.
Aber solche Texte schreiben sich nicht in finsteren Vollmondnächten, in denen der Sturm die Wolken zerfetzt, ohne Erfolg. Kein Licht dringt durch die düstere Decke, alles hüllt sich in schwarz.
Auch ich und trete hinaus auf die nassen Straßen, Laub klebt mir an den Beinen, der Wind reißt es fort. Ich stelle mir vor es wäre Haut, meine Haut. So geschält wäre ich echt, ich. Gehen, laufen, rennen. Den Takt meiner Schritte höre ich an Häuserwänden abprallen und stelle mir vor, einer wacht auf, tritt ans Fenster und sieht mich.
Er sieht auf mich herab, zwangsläufig.
Sieht wie ich hier neben der Lampe stehe und an der nassen Zigarette sauge, den Rauch wie einen Feuerstrahl ausstoße, als würde ich brennen in diesem Sturm.
Etwas brennt in mir, lichterloh.

Man sollte den Schmerz beizeiten in kleine Stücke zerhacken, bevor er sich zusammenballt in einem und wie die Feuersbrunst einer Bombennacht in einem wühlt.
Er frisst sich zusammen aus Worten und Gesten. Frisst sich daran satt und wächst bis er unaushaltbar groß werden kann. Zuerst greift er mit zierlichen Fingern mal hier ein Wort auf und dort einen Satz und dann stopft er irgendwann alles, dessen er hörhaft werden kann, mit vollen Händen in sich hinein.
Man füttert ihn mit schmeichlerisch, hoffnungsvollen Gedanken. Und er säuselt etwas wie, alles wird gut.
Tag für Tag bereitet er sich vor, auf die Zeit des Darbens, wenn er nur noch von Hass und Verachtung genährt wird, denn nur damit ist er zu besiegen.
Er ist so fett und mächtig, dass man denken mag er wäre nie kleiner zu kriegen. Bis man ihn eines Tages den Hunger lehrt, hört wie er jammert und letztlich stirbt und mit ihm ein Rest an Gefühlen, die Neige, der letzte Schluck, den man sich noch einmal bitter durch die Kehle rinnen lässt.

Wer fühlen will muss leiden. Das kann auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. So einfach tritt das Wollen nicht mit einer letzten Verbeugung ab, wenn der Wille in diesem Stück die Regie nicht führt.
Das Drehbuch liegt vor mir in der Pfütze, der Sturm zerrt an den Seiten. Blatt für Blatt passiert Revue, vor und zurück wenn der Wind sich dreht.
Bevor ich die letzte Szene gelesen habe schiebt eine Böe die Seiten durch den Rinnstein vor sich her und fort. Ich will nicht wissen wie es ausgeht, noch nicht.
Noch ist der Schmerz nicht satt, das Leid nicht ausgelitten. Nutzlose Tränen im Regen, fad und ohne Geschmack. Nicht wie die, mit denen man mit einer salzigen Kruste auf der Haut aus Träumen erwacht.
Eine Motte prallt verlockt gegen das Lampenglas und verlischt ihr Leben in der Nässe zu meinen Füßen. Im rechten Winkel zuckt der intakte Flügel noch ein paar Mal, dann faltet sie sich auf und treibt davon ohne Chance auf ein Schmetterlingsdasein.
Meine Hände pressen sich auf meinen Leib, ich will sie dort halten. Sie sollen wild und wirrend flattern bei jedem Gedanken. Ich ziehe meine Kreise enger und weiter.
Ich ziehe nicht weiter, nicht einen einzigen Schritt mehr. Will meinen Schmerz füttern und ihn horten.
Ich sehe hinauf zu dem Fenster und erkenne wer dort steht und auf mich herabsieht.
Der Himmel reißt auf, für einen kurzen Moment macht er mich sehend nur erkennen kann ich nichts. Etwas verschleiert mehr als nur meinen Blick.
Selbst wenn ich jetzt gehen wollte, ich könnte nicht, nicht einen einzigen Schritt.
Ich habe Wurzeln geschlagen.


Freitag, 15. Oktober 2010

Erntezeit



Sie hatte sich aufgehübscht und dann ins Auto gesetzt,
nach Wochen mal wieder ein Treffen, nur zum Spiel,
den Hunger befriedigen, die Lust.
Niemand wusste davon.
Ein heißer Julitag,
nach 4 Stunden Fahrt kam sie durstend bei ihm an.
Sie mochte sein Haus zwischen den Feldern.
Es gab Wein und Salat
und dann den obligatorischen Anfang
"Zieh dich aus!"
Drei Tage Zeit, aber nichts zu verschenken.

Geknebelt, die Hände gebunden führte er sie hinaus.
"Steig in den Wagen!"
Er fuhr bis sie die Orientierung verlor.
Feldwege und die Geräusche eines parkenden Autos.
"Die Schuhe auch!"
Spitze Steine unter den Füßen, spüren.
Sich führen lassen, müssen.
Berührungen auf der Haut, pflanzliches Peitschen.
Noch warme Erde, sandig unter den nackten Sohlen.
Schabendes Rascheln am ganzen Körper,
Getier in den Haaren und auf der Haut.
Nur ihrer beider keuchender Atem ist zu hören.
"Stop!"
und dann etwas raues im Rücken,
kühlwarm und hart, Beton, ein Mast.
Mit Seilen und Stangen, lässt er sie dort erstarren.
"Vertrauen?"
Sie nickt, selbstverständlich.

Sicherheit, er legt das eingeschaltete Handy neben sie auf den Boden,
so kann er hören ob alles safe ist.
Voller Empfang und beide Akkus geladen,
das hat er überprüft
und er wohnt ja nicht weit, zwei Minuten.

Am Auto dreht er sich noch einmal um, nein, sie ist von hier nicht zu sehen,
der Mais ist schon hoch in diesem Jahr.
Das Display erleuchtet, er kann ihr keuchen hören.

Zigaretten hat er vergessen,
doch noch einmal schnell zum Automaten, jetzt.
In einer Stunde holt er sie wieder ab,
das wird sie wohl aushalten, dann wird es kühl.

Die Musik etwas lauter,
an den Bahnschranken hört er den ICE nicht,
der fährt hier 270, und die Anlage ist mal wieder defekt.
Das Handy landet im Graben, der Akku hält noch sieben Stunden.
Dann erlischt das Display.

Die Tage sind heiß, sie spürt Durst
und am nächsten Tag Wahn und Verwirrung.
Vertrauen, aber jetzt würde sie schreien wollen um Hilfe.
Wenn nur die Fliegen nicht wären
und die Seile.
Am dritten Tag gibt sie auf.

5.30 Uhr, Weckerrasseln, Maisernte, jeden Tag 18 Stunden auf dem Häcksler.
Heute muss er da hin, wo das Haus von dem Typen steht den im Juli der ICE erwischt hat.
Um 6 Uhr steht er an der Ackereinfahrt, bis zum Frühstück würden sie wohl die Hälfte schaffen, dass ist dort wo der Betonpfeiler steht.

(SZ Aug. 2008 und es passt grad so gut, jetzt wo die Maisernte in vollem Gange ist )






Sonntag, 10. Oktober 2010

Herbst - zeitlos

alles schwindet, zieht sich zurück,
die Vögel auf langen Wegen
hoffnungsvolles Sommergrün
lässt sich willenlos fallen
aufgebrochene Erde
durchzogen von sterbenden Resten
was klein war ist groß
gewachsen im Zeitenlauf
stille Reserven angelegt
für das was nun folgen wird

ich mag mich nicht
vorbereiten auf die Kälte
will in den letzten Sonnenstrahlen
alles aufwühlen
auch das Laub
und es verschwenderisch
um mich werfen
dass es dir hängenbleibt
in den Haaren
und im Herzen auch

kein Blatt im Wind
das fällt im Sturm
eine Wurzel will ich sein
die sich immer tiefer gräbt
kein Keimling
ein großer, starker Baum
irgendwo am Stamm versteckt
hat einer ein Herz geschnitzt
das bleibt



Schiffbruch – Assoziationen (open water)


Wir sitzen im selben Boot.
Wer hat uns dort hinein gesetzt?
-Wir, oder etwas anderes, etwas das größer ist, mächtiger, das lenkt und bestimmt was sein soll und was nicht?
--Und was soll dann sein am Ende und was nicht?
---Wenn nicht, was war dann der Sinn?
----Mit weit geöffneten Sinnen und Augen abzusaufen?

Wir sitzen im selben Boot. Haben uns auf eine Anregung von außen dort selbst aufeinander eingelassen. Zumindest hatten wir, als wir das Boot enterten noch so viel Entscheidungsfreiraum, der uns später abhanden kommen sollte.
Schiffbruch war nur sehr weit entfernt eine Ursache, obwohl, wenn man es ganz genau nimmt?
Hatten wir dann nicht doch beide eine Art von Schiffbruch erlitten, jeder auf seine Art und Weise, sich mehr oder weniger als Schiffbrüchiger fühlend?
So gesehen, habe ich in dem Boot schon gesessen und du bist zugestiegen. Ich bin ein bisschen beiseite gerückt, ohne zu überprüfen wie weit die Vorräte zum Überleben in dieser Situation noch ausreichen könnten.
Andere, die auch um das Boot schwammen habe ich abgewiesen, wieder zurück ins Wasser gestoßen, weil sie mir nicht wert erschienen sie mit ins Boot zu nehmen.
Zu offensichtlich die Gier in ihren Augen, verbunden mit dem Gedanken, wenn es hart auf hart gehen würde, dann würden sie mich über Bord stoßen, ohne auch nur einmal wimpernzuckend darüber nachzudenken.

Du schwammst eine Weile ruhig nebenher, ganz ungierig. Fragtest nach dem Ziel und wir stellten fest, dass wir die selbe Richtung hatten. Ich ruderte etwas langsamer, ließ mich schließlich nur noch treiben und wir wollten uns nicht aus den Augen verlieren. Das war Grund genug dich einzuladen zu mir ins Boot zu steigen.
Ich rückte ein wenig beiseite, ließ dich neben mir sitzen und wir kümmerten uns nicht mehr um Ziele, trieben auf den Wellen dahin.
Lehnten uns unterm nächtlichen Himmel zurück und pflückten uns gegenseitig die Sterne. Wir hielten sie uns vor Augen und erzählten einander was sie uns bedeuten.
Zwischen uns ein kleiner Beutel, in den wir all die Sterne legten die uns gefielen. Er füllte sich reichlich und funkelte immer verheißungsvoller.
Weder die Zeit, noch Hunger oder Durst spielten eine wesentliche Rolle. In diesem Boot waren nur wir beide wichtig.
Manchmal, wenn Wind aufkam, dann dachten wir an die Folgen, oder über die Folgen nach. Aber wir konnten ja schwimmen, jederzeit aussteigen.
(Höhnisches Gelächter aus dem Off: Ja, wie die Süchtigen! Die behaupten ja auch jederzeit aussteigen zu können, solange sie es nicht versucht haben, um damit ihre Sucht zu verharmlosen.)
Wir haben niemals darüber nachgedacht den Proviant gerecht in zwei Teile aufzuteilen. Vertrauten einander, dass jeder nur soviel nehmen würde, wie es zum Überleben nötig wäre. Wir waren tagelang sparsam, um uns dann, an dem wenigen das wir hatten, der maßlosen Völlerei hinzugeben. Eine der Todsünden, die sich guter Gesellschaft erfreute.
(Die rauchige Stimme der Zarah Leander meldet sich aus dem Off und singt einen bekannten Refrain.)

Eine ganze Weile blieben wir unbestimmt in unseren Äußerungen, bis wir sie schließlich aufeinander bezogen. Das berühmte „Was wäre wenn“ - Spiel, festgemacht an konkreten Beispielen aus dem Alltag, der uns weit entfernt schien, den wir aber trotzdem in unseren Mittelpunkt rückten, als wären wir dort und nicht in diesem Boot, weit draußen im Meer der Möglichkeiten.
Was wäre wenn:
ein Sturm aufkommt?
uns der Proviant ausgeht?
Land in Sicht kommt?
das Boot zu sinken droht?

Würden wir einen Sturm überstehen, bei dem die Wellen ins Boot schlagen und es kurz vor dem Kentern ist? Wenn wir gegen den Wind anschreien müssten, miteinander um das Boot kämpfen müssten. Könnten wir uns aufeinander verlassen und würden dem Urteil und der Führung des anderen vertrauen? Könnten wir darauf vertrauen, dass der Sturm ein Ende haben wird und wir danach wieder in ruhigen Gewässern treiben, ganz egal ob wir uns dem Ziel genähert haben oder uns weiter von ihm entfernt haben? Wären wir in der Lage gefährliche Riffe und Eisberge rechtzeitig zu erkennen und sie trotz des Sturmes zu umschiffen, ihnen auszuweichen?
Die Antwort fanden wir auf einer Treppe, die gefährlich nahe an einem Riff lag.

Die Frage mit dem Proviant ließ sich nur schwer in den Mittelpunkt zerren, weil sie uns viel zu hypothetisch erschien, als dass sie wahrscheinlich wäre.
In wieviele letzte kleine Bissen und Schlucke würden wir die Reste aufteilen?
Bestünde die Gefahr dass wir einander übervorteilen würden? Würde sich Misstrauen zwischen uns schieben können, Neid, Angst, Wachsamkeit?
Oder würden wir nicht doch viel eher füreinander verzichten und der eine dem anderen mehr überlassen wollen als er für sich beanspruchte? Und würden wir das zulassen können oder uns dagegen verwehren und lieber miteinander auf die Reste verzichten als dem anderen gegenüber im Vorteil zu sein?
Wieviel Hunger und Durst könnten wir füreinander ertragen?
Die einzig mögliche Antwort auf diese Frage ist, dass es keine Antwort darauf gibt, bevor man nicht in der Situation ist.

Was würden wir tun, wenn tatsächlich Land in Sicht käme?
Würden wir anfangen hektisch zu rudern um endlich an Land gehen zu können?
Würden wir uns weiter treiben lassen, um zu sehen ob es uns auch tatsächlich dorthin treibt?
Oder würden wir anfangen zurück zu rudern, um dem nicht ins Auge blicken zu müssen, was uns außerhalb des Bootes erwartet, weil wir es eigentlich gar nicht verlassen wollen?
Und was wäre wenn wir uns nicht über die Richtung einigen könnten, wenn der eine an Land will und der andere das Boot gar nicht verlassen will?
Könnte der eine sich weiter treiben lassen oder zurückrudern, wenn der andere an Land schwimmt, im Vertrauen darauf dass der andere folgen wird?
Oder gehen wir einfach eine Weile vor Anker?
(Tonmeister: Hier bitte eine Einspielung sanfter Wellengeräusche.)

(Nächste Einspielung: Filmszene aus „Der Untergang der Titanic“ aus dem s/w Original von 1953. Panik an Bord, die Passagiere steigen in die Rettungsboote, Blende auf die üblichen herzzerreißenden Dramen. Aus dem Megaphon tönt knarzend der Aufruf: „Frauen und Kinder zuerst!“
Kameraschwenk- jetzt in Farbe - ein kleines Schlauchboot dümpelt auf hoher See, an Bord zwei Personen, aus unerfindlichen Gründen lässt das Boot Luft und droht in absehbarer Zeit zu sinken)
Welche Möglichkeiten bestehen?
Man beginnt gemeinsam wie verrückt zu rudern, in der irrsinnigen Hoffnung auf Rettung oder doch noch endlich auf eine Insel zu stoßen, die man eventuell schwimmend erreichen könnte.
Man lässt sich einfach weiter treiben, in der selben irrsinnigen Hoffnung.
Man wägt die Möglichkeiten des Überlebens ab, wenn nur einer an Bord bleibt.
Angesichts der Haie im Wasser fällt die Möglichkeit, abwechselnd neben dem Boot her zu schwimmen als Lösung aus.
Es bleibt also nur ein freiwilliges Opfer. Wer würde sich opfern und würde der andere dieses Opfer zulassen können?
Was für eine wahnsinnige Entscheidung?
Dabei zusehen zu müssen, wie einer ein Opfer der Haie wird, wem mag man das zumuten?
Oder würde man in letzter Sekunde ebenfalls aus dem Boot springen um den anderen doch noch zu retten, den Kampf gegen die Haie aufnehmen?
Vielleicht würde man aber auch die Entscheidung zum Schein auf den nächsten Tag verschieben und sich nachts heimlich ins Wasser gleiten lassen.
Wo bliebe dabei die Fairness und welche Last würde man dem anderen damit aufbürden?
Und sollte man vor all diesen Überlegungen nicht doch besser alle Optionen durchdenken, die man hat, um ein Sinken des Schlauchbootes zu verhindern.
Ganz sicher gibt es einen Möglichkeit das Loch abzudichten.
(Tonmeister: Hier bitte nochmals die Einspielung der Megaphonstimme
Frauen und Kinder zuerst!“, anschließend künstliches Publikumsgelächter.)


Wir sitzen im selben Boot.
Der Gedanke an fast unendliche Tiefen lässt uns schaudern.
(Abspann: Eine einsame Insel -Hollywoodkitsch-Palmenstrand-
zwei kommen Hand in Hand aus dem Wasser und gehen über den weißen Sand,
abseits treibt ein Schlauchboot aufs Meer zurück)

(Anmerkung: manchmal kann ich auch Happyends)

Edit: alternatives Ende
kurz drauf nähert sich der Insel eine Sturmfront in Orkanstärke,
gefolgt von einem Tsunami, der über die Insel rollt und sie zerstört.

Übrig bleiben nur die zerfetzten Reste des Schlauchbootes die gelegentlich irgendwo angespült werden.