Die Sonne scheint grell
durch das breite Fenster, vor dem gelegentlich jemand eine Autotür
viel zu laut zuschlägt. Zum Verdunkeln hatten sie gestern keine
Gelegenheit mehr. Vielleicht waren sie dazu auch einfach nicht mehr
in der Lage.
Er hatte angerufen, wie er
es immer tat, wenn er mal wieder verlassen worden war oder jemanden
verlassen hatte. „Ist doch alles Scheiße mit den Gefühlen und so.
Kommst du? Ich koch uns auch was.“
Das Telefongespräch war
die Grundlage für das Danach und das Essen die Grundlage für das
gemeinsame anschließende Besäufnis. Erst nur ein Glas und dann die
Flasche Wein zur Musik. Später war dann auch der Ouzo geleert und
einer von beiden täuschte Müdigkeit vor damit sie endlich ins Bett
kamen. Der eigentliche Anlass dieser Treffen. Noch ein paar Sätze
reden, eher unverständliches und dann Haut an Haut, so tun als wolle
man einschlafen, bis ein Satz den Auslöser gab sich hinzugeben. Die
willenlose, anstrengende Lust der Trunkenheit. Sich den Frust in der
Vertrautheit aus der Seele ficken. Sie wussten wer, wie und was am
liebsten mochte, von all den vorherigen Treffen. Nur ein einziger
Akt, mehr war nicht nötig um das Gewollte zu erreichen. Nähe
schaffen ohne Gefühle investieren zu müssen. Zumindest nicht mehr
als nötig.
Ein gutes Gefühl
aneinander so schamlos zu sein, zu wissen, dass man sich nur
aneinander bediente. Kein Gewissen haben zu müssen, weil es
niemanden gab dem es weh tat, denn das war die einzige Voraussetzung
dafür. Beiderseitige Verfügbarkeit, ohne Verletzung dritter. So
unverbindlich, wie es innerhalb einer Freundschaft sein konnte. Am
nächsten Morgen gemeinsames Frühstück. Keine Zärtlichkeiten, weil
die jetzt nicht mehr tragbar gewesen wären. Eine Umarmung zum
Abschied, bis zum nächsten Mal, dass unweigerlich kommen würde. Man
trennte sich ohne schlechte Gefühle die einem im Nacken saßen, weil
beide wussten was es war und dass es nichts weiter zu bedeuten hatte.
Nur heute morgen ist es
anders. Sie liegt mit offenen Augen neben ihm, lauscht seinem
träumenden Schnaufen. Ein Geräusch das ihr vertrauter sein wollte.
Bei dem sie das Bedürfnis haben sollte sich ihm und seinem Körper
zuzuwenden, sich wieder mit ihm zu verbinden, aus der
Selbstverständlichkeit des aufwachenden Halbschlafs.
Aber da ist nichts, nur
eine Leere, die sie versucht auf dem Rücken liegend zu binden. Die
Decke bis an die Schultern, die Arme stramm am Körper darüber, als
könne sie so verhindern das die innere Kälte sie überrollt.
Ein Essen, eine Flasche
Wein und eine Flasche Ouzo. Sie fühlt sich billig.
Auch wenn es von beiden so
gewollt ist.
Langsam schiebt sie sich
unter der Decke hervor, sammelt ihre Kleidung vom Fußboden und
schleicht aus dem Zimmer.
In der Küche sucht sie
nach Zettel und Stift.
Ruf nicht mehr an - und
legt die Notiz unter das Päckchen mit seinem Tabak.
Mehr ist nicht nötig,
damit er versteht.
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